Quelle: Pers. Beobachtung bzw. Erfahrung

Beobachtung im Aquarium

Aquarium Bestand/1306
W: 20°C

Aufteilung
In zwei Abteile aufgeteiltes Aquarium: links A-Abteil, rechts B-Abteil
Gesamtoberfläche: 100cm * 50cm
Ganz links: Filterschwamm
Mitte: Abteiltrennwand aus Filterschwamm oben an der Frontschweibe mit dem einzigen schmalen Durchgang.
Besatz: Rundschwanzmakropoden 2.2 Macropodus ocellatus <Guangzhou>
Spätestens jede 2. Woche wird das Wasser durch Wechsel auf eine Temperatur von ca. 10°C bis 13°C gesenkt.
Die Tiere sind alle über dunkle Fleckungen gut individuell unterscheidbar: Schnellbunt: Keine rußigen Kehlflecken; Klara: keine rußigen Flecken in After- und Schwanzflosse; Immerblass: rußige Flecken an der Kehle; Flecka: rußige Flecken in After- und Schwanzflosse





Erster "ernsthafter Zoff zwischen den beiden Männchen Schnellbunt und Immerblass

Heute Abend gab's zum ersten Mal echten Zoff zwischen den beiden Männchen.
Sie trafen sich beide rechts vom Tubifex-Futterschwamm und gingen wie so oft in antiparalleles Breitseitimponieren über.
Nichts ungewöhnliches, das machen sie oft für kurze Momente, daa zieht mal der mal jener einfach weiter.
Diesesmal aber anders:
Schnellbunt wie fast immer dunkelbraun gefärbt "schaltet" schnell seine Kopfmaske an und Immerblass ändert überhaupt nichts an seiner Färbung, weder dunkler werdend noch Kopfmaske zeigend.
So stehen sie sich seitlich und spannen alle Flossen soweit es eben geht.
Sonst passiert nichts, kein Schwanzschlagen, nichts und normalerweise hört es damit zwischen ihnen auch auf. Jetzt aber beginnt nach längerem gespannten Stehen von beiden gleichzeitig ein extrem schnelles Brustflossenschwirren, wobei sie sich leicht mit dem Rücken gegeneinander neigen. Dann zwischendurch mal ein kurz angedeutetes Schwanzschlagen von beiden Seiten aber nur kurz ein oder zweimal, dann nichts mehr davon. Das Brustflossenschwirren geht aber die ganze Zeit weiter bis sie dann beide sich fast mit dem Rücken seitlich berühren und beide an der Wasseroberfläche Luft schöpfen, womit das brustflossenschwirrende Breitseitimponieren erst mal vorbei ist.
Aber schon kurz darauf geht's nach gleichem Schema wieder von vorne los: Gespanntes Imponieren, dann plötzlich einsetztendes wahnsinnig schnelles Brustflossenschwirren eine kleine Ewigkeit lang, schnell Luft holden Pause. Das haben sie dann so 6 oder 7 Mal wiederholt. Schwanzschläge immer einer oder wenige kurz, im Wesentlichen nur das Brustflossenschwirren in antiparalleler Imponierstellung.
Die ganze Zeit über bleibt Schnellbunt bunt Wink und Immerblass wie üblich blass!
Dann beim letzten Mal mitten in der Hochphase des extrem angespannten Brustflossenschwirrens krümmt sich Schnellbunt plötzlich blitzschnell auf Immerblass zu und Beißt ihm in der Brustgegend in die Seite. Damit hat das Spektakel dann ein abruptes Ende, da Immerblass sofort nach unten zwischen die Pflanzenstengel saust ab dann für gute 3 Minuten nur noch damit beschäftigt ist, die Stelle in die er Gebissen wurde an Pflanzenstengeln immer wieder neu zu Scheuern so als Säße dort ein Lästling den er abstreifen wolle.
Schenll bunt folgt Immerblass dabei zu den Pflanzen aber ohne Eile und schaut ihm regelrecht bei seiner Scheuertätigkeit wie neugierig zu ohne aber jede weitere Art von Aggression zu zeigen.
Nachdem Immerblass mit dem Scheuern endlich aufhört (eine Verletzung konnte ich nicht sehen) schwimmen dann beide wieder wie immer mal zusammen mal nicht friedlich miteinander rum. Die Verhältnisse schienen wieder geklärt.

Umgangsmodus untereinander

Alle werden im Becken in der letzten Zeit immer "ruppiger", was heißt sie vergrößern ihre Individualdistanzen vor allendingen zwischen gleichgeschlechtlichen. Die Weibchen - vor allem Flecka gegenüber Immerbunt - suchen allerdings zu den Männchen immer häufiger Körperkontakt, indem z.B. Flecka dicht and Immerbunt heranschwimmt und versucht ihn mit der Seite oder dem Rücken zu streifen. Insbesondere wenn Immerbunt etwas der Individualdistanz-Aggression gegenüber Flecke zeigen will, dann legt sie sich leicht schräg, zuckt etwas mit dem Kopf und statt sich beim Ausweichen zu entfernen dreht sie es so, dass sie leicht um ihn kreist und sich dabei ihm nähert, bis sie ihn leicht berührt hat. Danach betseht Immerbunt dann oft nicht mehr auf die Distanz und beide stehen dicht beieinander oder schwimmen ein Stück gemeinsam. Revierbezug gibt's dabei keinen. Alle diese Aggressiönchen könne überall passieren oft sogar, wenn alle 4 zusammen irgendwo sind.
Der einzige Fisch von den Vieren, der einen Territorialbezug bei der Aggression zeigt ist derzeit das Weibchen Flecka!
Es hält sich sehr oft im linken Abteil-A auf und verscheucht dann das Weibchen Klara, wenn es mal herüber kommt wieder zurück ins Abteil-B. Auch stört sich Flecka immer häufiger an den Guppies im Abtail-A und greift sie insbesonder an, wenn sie sich an flutenden Pflanzen zur Ruhe stellen wollen.
Beide Männchen zeigen keinerlei Territorialität, nehmen aber in den letzten Tagen auch häufiger nachlässigen Anstoß an der Gegenwart der Guppies.
Also:
Alle, Männchen wie Weibchen vergrößern inzwischen ihre Individualdistanzen.
Das Weibchen Flecka zeigt Territorialität mit erhöhter Aggression gegen das ander Weibchen und gegen Guppies.
Weibchen suchen streifenden Körperkontakt zu spezifischen Männchen.

aktuelle Bilder beider Männchen

Immerblass, dem Namen alle Ehre machend und die Rückenflossenstandarte in typischer Weise als gradlinige Fortsetzung der Flossenoberkante haltend
Immerblass von der anderen Seite Wink
Schnellbunt seinen Namen ehrend dunkel mit Gesichtsmaskenandeutungen. Und man achte auf die erhobene Standarte der Rückenflosse. Er hält sie eigentlich nie anders. Dürfte wohl ein Ausdruck seines "Selbstbewustseins" sein Wink.
Immerbunt inspiziert den Tubifexschwamm nach appetitlich aussehenden Tubifex. (Die Ernährung im Aquarium erfolgt derzeit übrigens mit: Flugunfähigen Drosophila, Tubifex und weißen Mückenlarve als Hauptnahrung und selten, wenn gerade nichts davon geschlüpft oder vorhanden ist mit Flockenfutter. Lebendfütter wird nicht rationiert. Die Tiere entscheiden selbst wann und wieviel sie fressen.)
Immerbunt auf dem Weg zu einem Ruhepäuschen
Immerbunt macht Ruhepäuschen
Und hier - will auch genannt sein Wink - einer der Guppies, ein junger, die bei den Rundschwanzmakropden sind, damit es den Makropoden nicht zu langweilig im Becken ist.

Auch im Teich gab's heute bei den Macropodus ocellatus was: MOc: 23.12.10

Kommentare

Zusammengehörigkeit ...

Am späte Abend gab's noch ein die Zusammengehörigkeit klärendes Ereignis zu beobachten:
Flecka, Klara und Schnellbunt befanden sich alle drei im A-Abteil.
Nicht lange, da fing Schnellbunt an, Klara zu sachte zu scheuchen.
Flecka stand mitten drin vollkommen unbekümmert und uninteressiert, während sie von der ausweichenden Klara und dem scheuchenden Schnellbunt immer wieder umkreist wurde bis irgendwann Klara aufgab und durch Trennwanddurchgang ins B-Abteil auswich. Sobald Klara den Durchgang ins B-Abteil genommen hatte ließ Schnellbunt sie in Ruhe.

Zur Erinnerung: Flecka ist das Weibchen, welches immer mal wieder den streifenden Körperkontakt zu Schnellbunt sucht und sich in A-Abteil andeutungsweise territorial zeigt.
Für mich sieht das so aus, als fühlten sich Schnellbunt und Flecka zusammengehörig. Schnellbunt zeigt keinerlei territoriales Interesse und trotzdem scheint sich dieses Paar bereits zusammengefunden zu haben.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass, egal ob morgen oder erst in einem Monat, wenn Schnellbunt eine Brut begonninnen sollte, Flecka bestimmt auch dann die Partnerin sein wird und ich gehe davon aus, dass diese Zusammengehörigkeit mehr oder weniger bestehen bleiben wird, solange sie im Aquarium bleiben, wo sie genau und identifizierbar beobachtet werden können.

Beide Weibchen zeigen immer häufiger eine abgedunkelte Körperfärbung, was eindeutig zeigt, dass sie auf Männchenschau gehen wollen, wobei Flecka mit Schnellbunt wohl schon erfolgreich fündig geworden ist.
Es reicht also schon ein Aquarium von 250l mit deutlicher Trennung in zwei Abteile aus, die "Engevergröberung" des Verhaltens soweit zu reduzieren, dass bei genauer Beobachtung erkennbar wird: Paare bei Rundschwanzmakropoden finden sich weit vor einer Ablaichphase. Beginnt das Ablaichen hat sich das Paar längst gefunden und es gibt zwischen ihnen bzw. vom Männchen gegenüber dem Weibchen keine territoriale Aggressivität, die das Weibchen durch zeigen der Laichbereitschaft mittels heller Körperfärbung und Demutsgesten überwinden müsste. Die Helle Farbe ist kein Signal an das Männchen bzgl. der Laichbereitschaft des Weibchens. Ich bin nach meinen Beobachtungen im Teich überzeugt:

Dunkle Färbung zeigt bei Weibchen, sie gehen auf Männchensuche.
Leuchtend helle Körperfärbung der Weibchen ab dem Ablaichen ist als weit sichtbares Signal nach außen gerichtet und soll Reviereindringlingen aller Art sagen: "Achtung hier steht ein extrem aggressives Weibchen, welches jeden überfällt, der zu nahe kommt". Und damit genau dieses "Versprechen" nicht allzu oft Kräftezehrend vom Weibchen eingelöst werden muss, präsentiert es sich als weithin leuchtendes Warnsignal.

Der Inneradius des Nestreviers, welches später vom Männchen verteidigt wird, betragt so 20cm bis 40cm nach meine Beobachtungen im Teich.
Wird also ein Rundschwanzmakropodenpaar in einem Becken zur Zucht angesetzt, dessen Wasseroberfläche kaum die 50cm X 50cm überschreitet, so fällt alles Verhalten aus, was außerhalb dieses Innenreviers stattfinden muss und das Weibchen steht unter permanenten Stress, sich verstecken zu müssen vor allem unmittelbar nach dem Ende des Ablaichens.
Infolgedessen erscheint es in solchen Beobachtungsszenarien, als sei die leuchtend helle Färbung exakt als Signal assoziiert mit dem Ablaichvorgang. Unmittelbar danach wird sie nämlich wegen des Versteckstresses sofort wieder abgestellt. Auch wird den Zuchtpaaren in solchen engen Setups nie die Entscheidungsfreiheit gegeben, ob ein Weibchen sich in der Nähe eines Männchens aufhalten will oder nicht. Der Züchter entscheidet, setzt sie zusammen in das Innenrevier des Männchens, weswegen die aggressiven Aktivitäten des Männchens gegenüber dem unerwünschten Weibchen vor dem Beginn des Ablaichens ein wesentlicher Bestandteil zu sein scheinen. Da zwei Tiere im Männcheninnenrevier zusammengesperrt sind, die sich vorher nicht einig werden konnten miteinander eine Brut hochzuziehen.

Auch in dem 250L Becken hier sehe ich schon jetzt im Vorfeld mehr aggressive (allerdings Rundschwanzmakropodengemäß ziemlich freundlich) Aktivitäten selbst zwischen dem offensichtlich einigen Paar, als ich im Teich je gesehen habe.
Man denke an die Beobachtung vom MOc: 06.06.10 unter "Zwei Männchen geben sich Geleit auf neutralem Weg".
Eine solche friedliche und erstaunliche Lösung zur Revierabsicherung gegenüber einem fremden Männchen ist in einem typischen Aquarium einfach nicht beobachtbar.
Genau dass ist es, was an den Rundschwanzmakropoden eine solche Freude macht:
Wenn Platz vorhanden ist, kann man diese Tiere ganzjährig in fast natürlichen Umgebungen im Verhalten bestaunen.




'Es spielt keine Rolle, wie schön deine Theorie ist. Es spielt keine Rolle, wie klug du bist. Passt sie nicht zu den experimentellen Ergebnissen/Beobachtungen, dann ist sie falsch!'. {nach Richard Feynman, Nobelpreis für Physik 1965}