Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}
Die Situation heute Abend sieht wie folgt aus:
Alle vier befinden sich weiterhin im mittleren Aqaurium.
Alle verhalten sich friedlich.
3 sind dunkelbraun, einer heller.
Die 3 dunklen sind Mini, Duo und Dua, wobei Duo und Dua die dunklesten sind. Sie zeigen ein richtiges dunkes Zartbitterschokoladenbraun.
Bei Mino und Mina bin ich mir nicht sicher wer wirklich Männchen und Weibchen ist.
Duo und Dua sind sicher richtig benamt, was leicht daran zu erkennen ist, wenn einem die Kopfbreite nicht klar genug ist, wie die beiden sich begrüßen:
Sie begegnen sich, öffnen beide leicht das Maul und Duo bläht noch zusätzlich leicht die Hautfalte am Unterkiefer auf, was Dua nicht tut - zumindest bisher nicht -. Dabei knupsen sie sich meist auch leicht gegenseitig am Kopf oder an der Seite und schwimmen dann weiter.
Aber etwas Besonderes haben sie heute noch gezeigt: Sie tanzen regelrecht!
Immer wieder sind sie während des Beobachtens zusammengekommen, mit leicht geöffnetem Maul wie oben beschrieben aufeinander zugeschwommen aber statt nach dem Knuppsen weiter zu schwimmen, haben sie es länger durchgeführt und sich auch an den Seiten des Vorderkörpers geschubst, sind dann aneinander mit den Seiten sich berührend vorbeigeglitten, bis sie sich seitenverkehrt in der Mitte der Körperlänge berührten, bogen dann den Hinterkörper wie einen Haken um den jeweils anderen Hinterkörper und hielten jeder den Vorderkörper gerade ungekrümmt in etwa 45° nach oben gerichtet mit den Köpfen auf gleicher Höhe aber abgewandt.
Hatten sie diese Haltung eingenommen, fingen sie an, sich ruhig und gleichmäßig um die gemeinsame senkrechte Zentralachse zu drehen, wie zwei Standardtänzer- perfekte Haltung -.
Dieses gleichmäßige Drehen ging dann einige Zeit ohne die Haltung zu ändern, dann glitten sie sich wieder streckend auseinander, schwammen etwas umher, um dann wieder zusammenzukommen und das gleiche Schauspiel wieder vorzuführen.
das ging die ganze Zeit so. Ein einziges Mal krümmten sie nach einigen Umdrehungen auch ihren Vorderkörper aufeinander zu und kippten langsam in eine engen Laichumklammerung um. Das Drehen hörte dabei dann auf. Sie bliebn aber nur kurz in dieser Laichumschlingung, öfnneten sie glitten daraus hervor und zogen in unterschiedlichen Richtungen ab. Dann kamen sie wieder zusammen zum Tanzen. Keine weiteren Laichunschlingungen, nur noch Tanzen.
Für mich sieht dieses tanzen aus wie eine vollständig eingenständige Handlung, die zwar aus der Laichumschlingung wohl abgeleitet ist, sich aber zu einem Werberitual verselbständigt hat. Die Bewegungsabfolgen des Tanzes und der Laichumschlingung sind jeweils andere, wobei die Tanzbewegungsfolge aber immer so gleichartig und flüssig vorgeführt wurde, dass sie einfach nicht sowas wie eine verunglückter Laichumschlingungsversuch sein kann.
Ich denke es ist wirklich ein ritualisiertes Werbeverhalten, mal daraufhin weiter beobachten in Zukunft ...
Den Versuch sie dabei zu filmen vereitelten sie, indem beide panikartig flohen als ich die Kameralinse auf sie richtete.
Was anderes ist auch überraschend:
Zu keiner Zeit, weder während der Tänze noch danach beim Rumschwimmen zeigten sie sich gegenüber den anderen zwei aggressiv.
Na und wei sie mir eine so schöne Überraschung und Schau geboten haben, bin ich in den Garten einige Kellerasseln sammeln gegangen.
Die haben sie dann zur Belohnung bekommen. Einer hat's gesehen und sich gleich drüber her geamcht, die anderen haben gesehen, dass sich der eine über was hermacht und sind sofort zu ihm gekommen, um ihm zu helfen und bald waren keine Asseln mehr da.
Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}
Kommentare
Scheinpaarung ...
Scheinpaarung?
Unter einer Scheinpaarung versteht man, glaube ich, einem Ablauf wie bei einer Paarung, nur dass kein Laich ausgestoßen wird.
Er mag zwar ungeschickter, unvollständiger erscheinen lässt aber klar erkennen, dass es im Kern um das Ablaichen ging.
Ich habe mir nun Videos im Internet angeschaut, die Scheinpaarungen von Channa gachua und einer anderen Channa-Art zeigten.
In beiden Fällen war der Ablauf wie ich es dafür erwartet hätte, die Partner gingen in eine Umschlingung, bei der der Körper über die ganze Länge sich dem Partner entgegenkrümmte, also auch der Vorderkörper und letztlich kippten die mehr oder weniger Umschlungenen in die für das Ablaichen nötige asymmetrische Position, bei der einer nach oben zu liegen kommt - bei Schwimmeiprodzenten wie den Channa sinnvollerweise das Männchen, damit die hochsteigenden Eier durch das Sperma hindurch müssen und so befruchtet werden.
Zu diesem Ablauf passt der Begriff Scheinpaarung gut, weil der Handlungsablauf wie eine Paarung wirkt und einzig die Abgabe der Laichprodukte ausbleibt.
Bei dem was ich hier aber bei den Channa aff. gachua "Assam" beobachten konnte kam dieser Ablauf genau einmal vor, also das wofür der Begriff
Scheinpaarung eine passende Beschreibung darstellt.
Das, was ich allerdings mit Tanzen bezeichnet habe und sie die ganze Zeit immer wieder vorführten lief wie beschrieben aber anders ab!
Die Partner krümmten nur den Hinterkörper umeinander, der Vorderköper blieb vollkommen gerade! Sie berührten sich also nur mit der hinteren Hälfte ihrer Körperlängen, während die Vorderhälft vollständig ohne gengenseitigen Körperkontakt und vollkommen gerade ausgerichtet war. Der innere Winkel zwischen den Vorderkörpern betrug dabei ca 90°, so dass beide Vorderköper mit rund 45° zur Wasseroberfläche voneinander wegwiesen. Sie schauten also voneinander weg. Diese Haltung: Voneinander weg gerichteter gerade gestreckter Vorderkörper, während die hinteren Körperhälften ineinander verhakt waren wurde während der Bewegung starr beibehalten ohne Anzeichen, sich auch mit dem Vorderkörper einander zukrümmen zu wollen. Die Köpfe zeigten also mit 45° zur Wasseroberfläche und in dieser Haltung trieben sie sich mit den Brustflossen so an, dass sie um die Senkrechte Achse zwischen sich rotierten.
Keine einzige dieser Vorführungen zeigte auch nur eine Tendenz, sich mit den Vorderkörpern zu umschlingen oder gar in die asymmetrische Ablaichlage wegzukippen!
Das eine Mal, wo sie eine richtige Scheinpaarung zeigten, lief in Form eines relativ abrupten Überganges aus diese symmetrischen "Tanz"bewegung ab.
recht spontan wirkend bogen sie auf einmal ihre Vorderkörper aufeinander zu und umschlangen sich locker über die ganze Körperlänge. Drehten sich in dieser Position noch etwas, kippten dann in die asymmetrische Lage ab und schienen dann kurz zu erstarren. Laich wurde aber keiner für mich erkennbar abgegeben. Aus dieser Position lösten sie sich dann gekrümmt auseinander driftend und schwammen dann aktiv auseinander.
Das war etwas, dass ich mit "Scheinpaarung" gut beschrieben finde!
Alle anderen Vorführungen waren aber mit "Tanzen" besser beschrieben, wenn man sich dabei ein Standard-Tänzerpaar im Walzer vorstellt mit den dabei von der Hüfte an trichterförmig voneinander weg gebogenen Oberkörpern.
Und es schien mir auch nie etwas anderes das Ziel zu sein, als eben sich zu genau diesen fromalisierten Umdrehungen zu treffen. Der eine Übergang in die klare Scheinpaarung wirkte eher überraschend.
Ich glaube momentan also, dass diese Handlungsfolge etwas anderes als eine Scheinpaarung war, bzw. ein verselbständigtes Ritual, das möglicherweise der Festigung der Paarbindung dient oder dem Testen der Paarpassung oder oder ...