Quelle: Pers. Beobachtung bzw. Erfahrung

Die Partersuche bei den Rundschwanzmakropoden (Macropodus ocellatus)

Ziel in dieser Phase ist eindeutig nur - soweit nicht sowieso schon ein akzeptierter Partner von der letzten Brut verfügbar ist - einen neuen Brutpartner zu er-Werben.
Dieses wird von beiden Geschlechtern aktiv betrieben. Beide Geschlechter zeigen sich in dieser Phase sehr dunkel kräftig gefärbt. Mal mit Kopfmaske aber auch einfach nur gleichmäßig dunkel.
Die Männchen sind in dieser Phase aggressiv gegenüber anderen Männchen, gegen Weibchen aber so gut wie nicht.
Weibchen in dieser Phase zeigten bei meinen Beobachtungen keine Aggressivität zu anderen Weibchen.

Da die Männchen in diesem Zustand aber in der Regel bereits ein Brutrevier erkoren haben, sind sie dabei meist ortsgebundener. D.h. sie halten sich in ihrem Revier auf, sehen ein Weibchen, schwimmen darauf zu und bewerben es - eine dunkle Körpergrundfarbe macht die Weibchen für das Männchen zwar erkennbar attraktiver, aber sie lassen sich auch hinreißen, neutral gefärbte Weibchen anzuwerben. Wichtiger ist dann weniger die Färbung als die Reaktion des Weibchens. Aber es kommt auch vor, dass das Männchen den Revierbezug vollkommen aufgibt - oder noch gar keines gegründet hatte - und weitschweifig umherwandernd überall Weibchen bewirbt, um eines zum Mitkommen zu bewegen.

(Beworben ist übrigens nach meinen Beobachtungen der richtige Ausdruck, da erkennbar keine Aggresion hinter den Präsentationen steckt. Die Werbungshandlungen haben sich wohl aus den aggressiven Imponierhandlungen entwickelt, haben aber wohl irgendwann ihren aggressiven Bedeutungsgehalt zugunsten einer echten Werbehandlung verloren.)

Reagiert das beworbene Weibchen nicht positiv so verliert das Männchen sofort das Interesse, bricht die Werbehandlungen ab und kehrt zu seinem Standplatz zurück oder zieht weiter. Nur sehr selten kann es in dieser Situation zu einer aggressiven Attacke des Männchens auf das uninteressierte Weibchen kommen. Dies ist aber nur ein kurzes Aufflackern von Aggression, die fast sofort auch wieder beendet ist und meist auch keine nennenswerte Fluchtbewegung beim Weibchen auslöst.

Die Weibchen - in der Regel bisher unverpaarte - streifen in dieser Stimmung immer weit umher und man sieht ihnen an der sehr dunklen Färbung schon deutlich an, dass sie auf Partnersuche sind, aber auch ihr Verhalten macht dieses unverkennbar. Sie suchen während des Umherschweifens gezielt Männchen auf, sowohl Männchen ohne Revierbezug als auch solche mit, und bewerben diese aktiv - im gleichen Stil übrigens wie die Männchen es umgekehrt bei den Weibchen machen! -.
An Männchen die nicht positiv antworten verlieren auch die Weibchen sofort das Interesse und ziehen einfach weiter. Aber auch wenn das Männchen positiv reagiert, kann es vorkommen, dass das Weibchen irgendwann selbst das Interesse wieder verliert und weiterzieht - dem B-Männchen ging es eigentlich immer so (siehe Beobachtungen) -. Dies ist übrigens eine Asymmetrie zwischen Männchen und Weibchen. Ich konnte nie beobachten, dass ein Männchen, welches ein brutlaunig dunkel gefärbtes Weibchen bewirbt von sich aus aufhörte. Es folgt diesem Weibchen in dieser Partnersuchphase kreuz und quer werbend überall hin, durch jedes Gestrüpp in jede Höhle. Wurde das Werben abgebrochen, war es deutlich immer das Weibchen, welches das Interesse verlor und einfach aufhörte positiv zu antworten.
Weibchen hingegen, die schon mit dem jeweiligen Männchen vorher gebrütet hatten, halten sich meist ziemlich dauerhaft im Großraum des Brutreviers auf. Sind sie zum Zeitpunkt der nächsten Brut wieder brutbereit, so ziehen sie in die Nähe des inneren Reviers und die hier beschriebene Partnersuchphase wird quasi übersprungen.

Die Partnersuchphase dauert so lange an, bis sich ein Paar gefunden hat, d.h. im Endeffekt, bis das Männchen ein Weibchen gefunden hat, welches dauerhaft positiv antwortete. Dies erkennt man daran, dass das Werben mit unterschiedlichen sich anbietenden Partnern aufhört und sich beide immer in relativer Nähe befinden. Ab diesem Moment schlägt das Verhalten beider um, indem sowohl Weibchen wie aber auch typsicherweise das Männchen ab jetzt aggressiv auf fremde Weibchen reagieren!

War vom Männchen bisher kein Revier gegründet worden, so wird es dieses jetzt tun, wenn das Wetter weiter mitspielt...




Wenn es einen Gott gibt, muß der Atheismus ihm wie eine geringere Beleidigung vorkommen als die Religion selbst. {Huot de Goncourt}