Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}
Der Rundschwanzmakropode (Macropodus ocellatus) als ein echter Fisch des gemäßigten Klimas und wechselwamer umgebungsangeglichener Körpertemperatur steht natürlich vor dem Problem sich physiologisch und verhaltensmäßig der weiten Spanne der durchlaufenen Körpertemperaturen zwischen Winter und Sommer so anzupassen, dass zu jeder dieser Temperaturextreme seine Überleben gesichert ist.
Dies hat der Rundschwanzmakropode grundsätzlich wohl analog vielen anderen wechselwarmen Tieren der gemäßigten Zonen gelöst, indem er seine Physiologie in den Übergangszeiten jeweils für das Überleben in bis zu 0°C kaltem Wasser des Winters und den bis zu 28°C ansteigenden Wassertemperaturen der sommerlichen Brutlebensräume umbauend optimiert. Ich kenne keine Arbeiten über die genauen Vorgänge dieses physiologischen Umbaus bei der Art M.ocellatus aber die Beobachtung des langsamen Rückbaues äußerer Körpermerkmale der grundsätzlichen Brutbereitschaft, nämlich des langsamen einscchmelzens der Verlangerten unpaaren Flossen zeigt, dass diese Art Jahreszeitliche Körperumbauten durchführt und die Tatsache, dass die Rundschwanzmakropoden eine Gattung und Familie entstammen die sonst nur tropisch bis subtropisch optimierte Fische enthalten macht es sehr wahrscheinlich, dass diese Art nicht nur Körperstrukturen der Fortpflanzung der jahreszeit entsprechend umbaut, sondern auch die physiologischen Prozesse so umorganisisert, dass sie auf die Temperaturen der Winter- und Sommerjahreszeiten optimiert werden (zusammen mit unterstützenden Verhaltensänderungen).
Für den Rundschwanzmakropoden beginnt also die Aktivität zur Fortpflanzung in einem weiteren Sinne mit dem Umbau der Körperstruktur und -physiologie aus dem Winterzustand in die funktionale Fortpflanzungsbereitschaft.
Zum Winterende beginnt er also, ausgelöst möglicherweise durch die Tageslänge oder durch das Überschreiten gewisser mittlere Körpertemperaturen[1], die für die Fortpflanzung bzw. Werbung notwendigen Körperstrukturen aufzubauen wie z.B. augenfällig die Männchen ihre unpaaren Flossen in den Zipfeln verlängern und die Weibchen den ersten Laichansatz des Jahres aufbauen.
Solange diese Prozesse und die vermuteten physiologischen Sommertemperaturoptimierungen nicht abgeschlossen sind dürften, egal wie das Wetter aktuell ist (Temperaturen/Sonneneinstrahlung) die nächsten Schritte im Fortpflanzungsprozess wohl nicht beginnen können.
Diese Umbauphase zieht sich nach meinen Beobachtungen im Teich einige Wochen dahin. Nach Beobachtungen von Paepke1 zieht dauert diese Phase etwa 4 Wochen. Cih weiß leider nicht, ob diese in einer Aquarium oder Teichhaltung gewonnen wurden, da ich mir durchaus vorstellen kann, dass sie durchaus je nach Wetterbedingungen schneller oder langsamer ablaufen könnte.
Am Ende dieser Phase sind die Macropodus ocellatus dann prinzipiell fähig zur Fortpflanzung und steigern dann bei genügend direkter Sonneinstrahlung langsam ihre Brutstimmung, was man daran erkennen kann, dass das Aggresionspotential der Männchen untereinander gesteigert wird und sowohl Männchen wie Weibchen ihr Körpergrundfärbung immer mehr abdunkeln und intensivieren.
Es finden jetzt immer häufiger zwischen den Männchen kleinere Imponiergeplänkel statt - wirklich sich hoch steigernde Auseinanderseztzungen sind selten -, die aber noch nicht das gesellige Umherwandern auflösen können. Es kristallisisieren sich bei diesen Geplänkeln in geselliger Rund mit anderen Männchen und Weibchen aber bereits Dominazordnungen zwischen den Männchen heraus, was man daran erkennt, dass mit der Zeit die Männchen sich und ihre relative Stellung zu kennen scheinen. Während anfangs öfter schonmal etwas längliche Geplänkel stattfinden - ich konnte bisher nur ein einziges mal im letzten Jahr sehen, dass sich zwei Männchen gegenseitig am Maul Packten für ca. 3s -. laufen die geselligen Begegnungen zwischen den Männchen später imme häufiger wie folgt ab:
Zwei Männchen begegnen sich beim Wandern, beide spannen ihre Flossen und kurz darauf, ohne dass viel geschieht, faltet eines der Männchen die unpaaren Flossen zusammen und wendet meist auch noch seinen Bauch seitlich kippend dem anderen zu. Das andere entspannt dann immer sofort die Flossen und beide ziehen einträchtig in der Gruppe weiter.
Oder Zwei Männchen begegnen sich und bevor überhaupt auch nur der eine irgendeine Imponierreaktion zeigt, kippt das andere während des Vorbeischwimmens gleich seitlich, den Bauch vorweisend und richtet sich sofort ruhig weiterschwimmend wieder auf. Das derart frühzeitig im Vorbeigehen gegrüßte Männchen zeigt in diesem Fall keinerlei aggressive, imponiernde Verhaltensweisen, sondern geht unberührt einfach seinem Geschäft nach. Beim Beobachten stellt man dann fest, dass, wenn zwei sich begegnen immer das selbe Tier bauchzeigend grüßt. Sie kennen sich also individuell und haben mit Hilfe der anfänglichen recht harmlosen Geplänkel schon frühzeitig vor dem Beginn der Revierbildungen ihre grundlegende Dominanzordnung festgelegt.
Irgendwann dann ist die Stimmung soweit fortgeschritten, dass die nächste Phase im Brutgeschäft beginnt,
die Werbung ...
Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}