MOc: Äußerer Körper, Beschreibung

Quelle: Fachpublikationen

In Arbeit! Erste Notizen

Beschreibung der äußeren Merkmale des Rundschwanzmakropoden (Macropodus ocellatus)

Die Rundschwanzmakropoden bilden die kleinste Art aus der Gattung der Makropoden.
Sie erreichen im männlichen Geschlecht eine Standardlänge von 5.5 cm während die Weibchen mit bis zu 5cm etwas kleiner bleiben.
Er wirkt verglichen mit den anderen Arten der Gattung Macropodus schlanker und charakteristisch spitzköpfig.
Infolge eines kürzeren Vorderrückens und einer höheren Beweglichkeit über die Körperlänge vermitteln seine Bewegungen einen geschmeidigenderen Eindruck als z.B sein nächster Verwandter Macropodus opercularis.

Wie alle anderen Makropoden zeigen sie auf den Kiemendeckeln je einen auffälligen dunklen blau-grünen Augenfleck. Diese sind zur Außenseite hin mit einem farbigen Rand kontrastreich in den in gelblich bis rötlichen Tönen begrenzt.
Das auffälligste Merkmal dieser Art ist die gerundete Schwanzflosse, die im Alter durch sich verlängernde mittlere Flossenstrahlen eine länglich ovale Form bekommen kann und manchmal in einer leichten Spitze ausläuft.

Quelle: Eigene Beobachtung bzw. Erfahrung In entspannter neutraler Stimmung zeigen sie eine relativ blasse Grundfärbung die je nach Individuum, Herkunftslinie und Haltungsbedingungen von fahlen Grautönen bis zu hellen Brauntönen oder Übergängen bestehen kann.
Insgesamt sind die Rundschwanzmakropoden in der Lage kleinste Stimmungs/Befindenszustände in ähnlich feinen Farbabstimmungen zu zeigen. Intensitäten und Tönungen der Körpergrundfarbe und der Musterungen können diese Fische der Stimmung folgend spontan und zusehends schnell ändern. Man sieht sie eigentlich selten über längere Zeit in einer unveränderten farblichen Ausprägung. Es ist offensichtlich, dass diese Farbausprägungen eine wichtige und rege eingesetzte innerartliche Kommunikationsrolle übernehmen.

Die hellen blässlich wirkenden Grundfarben ändern sich zu kräftigen Tönen mit mehr oder weniger kontrastreichen Musterungen bei beiden Geschlechtern im Zusammenhang mit der Brutstimmung, Balz und Brutrevierverteidigung aber nicht nur in diesem Zusammenhang. Wie schon bemerkt machen die Rundschwanzmakropden reichlich Gebrauch von Umfärbungen in allen möglichen alltäglichen sozialen Interaktionen. In diesen alltäglichen Situationen werden die Umfärbungen/Musterungen teils nur wenige Sekunden kurz aufflackernd gezeigt gerade so lange wie es die jeweilige Interaktion eben verlangt.

Anders ist dies aber im Kontext der Brutstimmung, hier werden die Farb- und Musteränderungen über Stunden, manchmal Tage aufrechterhalten.
Dabei gilt nach meinen Beobachtungen folgendes Ablaufschema durch die Stimmungsphasen:

  1. Neutrale Stimmung:
    Es wird eine braun-blässliche meist gleichmäßig musterungslose bis schwach gemusterte Grundfärbung präsentiert.
    Bei sozialen Interaktionen können kurzfristig bedarfsgesteuert die Tönungen und Musterungen geändert werden. Auch die für die Brutstimmung so charakteristische Kopfmaske wird in solchen Situationen kurzfristig mal mehr mal weniger stark ausgeprägt gezeigt.
  2. Aus der neutralen Stimmung wechseln die Tiere individuell bei geeigneter Wettersituation (Teichbeobachtungen) in die Bereitschaft zur Brutpartnerwahl. In dieser Phase sind weder Weibchen noch Männchen besonders territorial, im Gegenteil habe ich beide Geschlechter in dieser Stimmung am Häufigsten beim Durchwandern größerer Strecken beobachtet. Es schien im Teich eher so, als wüssten sie, wo im Teich sich bevorzugte potentielle Partner aufhielten, die dann über mehrere Meter gezielt aufgesucht werden und zwar scheinen die Weibchen dabei häufiger die Männchen an ihren bevorzugten Standplätzen aufzusuchen als umgekehrt.
    Diese Stimmung zeigen beide! Geschlechter durch einen stark abgedunkelten Körper an. Treffen in dieser Farbstimmung ein Männchen und ein Weibchen aufeinander - egal wo - so mündet das typischerweise in ein relativ gleichberechtigtes gegenseitiges Bebalzen mit häufigen Körperkontaken, welches im übrigen bis auf wirklich seltene Ausnahmen sich über Stunden vollkommen aggressionsfrei abspielt. Beide werben dabei umeinander mit den typischen - in der Aquaristikliteratur oft als aggressiv beschriebenen - Imponierhandlungen wobei das Männchen meist auch eine kontrastreiche Kopfmaske ausbildet. Es ist aber falsch, diese Handlungen als aggressionsgeladen zu interpretieren. Sie sind klar anhand der Bewegung als reine unaggressive freundlich einladende Werbung von aggressivem Imponieren unterscheidbar. Aber es geht ja gerade um die Färbung. Wohlgemerkt: Beide Geschlechter zeigen diese Stimmung durch sehr dunkle vital wirkende Farbtönung an. Kein Weibchen würde in dieser Situation stark aufhellen. Partnersuche und Balz findet wie beim Männchen so auch beim Weibchen dunkelbraun gefärbt statt!
    In der Aquaristikliteratur ist oft zu lesen: "Das Weichen muss seine Laichbereitschaft durch stark aufgehellten Körper ausweisen, sonst wird es vom Männchen aggressiv vertrieben."
    Diese Deutungen sind nach meinen Beobachtung eindeutig falsch und beruhen wahrscheinlich auf falsch verallgemeinerten Beobachtungen aus zu engen Zuchtansätzen in Aquarien. Je enger die Aquarienverhältnisse sind, je stärker vergröbert sich der Ablauf des Brutverhaltens, d.h. viele Phasen, die nach meinen Beobachtungen im Teich dazwischenliegen fallen auf Grund der erzwungenen Enge und Paarungspartnerschaft einfach mehr oder weniger vollständig aus.
    Die hier beschriebene Partnersuchphase kann sich nur wenige Stunden aber auch bis zu 2 Tage hinziehen. In dieser Zeit sind die sich bewerbenden Partner weitschweifig zusammen miteinander werbend unterwegs manchmal auch mit wechselnden Partnern bis sich dann letztlich ein Paar gefunden hat und einig ist.
  3. Ist sich ein Paar einig geworden, so hört das weitschweifige miteinander balzende umherziehen auf, das Männchen wird spätestens jetzt klar territorialer orientiert und das dunkel imponiergefärbte Werben spielt sich immer mehr in der Nähe des künftigen Laichplatzes ab. Der Aktionsraum verengt sich dabei immer mehr auf den Laichplatz - Aggressiv regiert in dieser territorialen Stimmung das Männchen nur auf Weibchen, die nicht dunkel gefärbt, also neutral offensichtlich nicht auf Partnersuche sind solange es noch kein Partnerweibchen gefunden hat und später, wenn nach der Werbungsphase sich die Partner einig sind und es auf das eigentliche Ablaichen zugeht auf jedes Weibchen, egal ob in Partnersuchfärbung oder neutral, welches nicht das eigene ist.
    Auch zum Ende dieser Phase, wenn der Aktionsraum indem sich das Werben abspielt schon sehr klein geworden ist gibt es so gut wie keinerlei nennenswerte Aggression des Männchens gegenüber dem dunkel gefärbten Weibchen. Oft stehen sie nach freundlichem Wedeln gemeinsam einfach unter dem Laichblatt einige Zeit zusammen bis das Weibchen sich entschließt etwas umherzuschweifen. Kommt es dann wieder - weiterhin dunkel gefärbt - wird sich gegenseitig wedelnd und evtl. an willkürlichen Stellen gegenseitig berührend begrüßt. Diese Phase des engen Beieinanderseins am Laichplatz geht dann irgendwann über
  4. in das eigentliche Ablaichen. In keine dieser Phasen musste ein Weibchen im Teich wie oft geschrieben "durch beschwichtigende Färbung und Gestik, die Verteidigungsbereitschaft das aggressiv gestimmten Männchens überwinden", damit es zum Laichen kommen kann. Es existiert schlicht keine aggressive Verteidigungsbereitschaft des Männchens gegenüber seinem Weibchen und das unter Umständen schon Tage bevor es zum Ablaichen kommt.
    Nein richtiger ist wohl die folgende Beschreibung und Interpretation:
    Sobald das Weibchen - nicht das Männchen - des Paares Ablaichen möchte, beginnt es aktiv das Männchen zum Ablaichen aufzufordern durch gezieltes wedelndes sich nähern und dem Männchen diesmal mit dem Kopf in die Flanke schieben. Dabei ist es anfangs noch relativ dunkel. Erst wenn das Männchen dann der Aufforderung praktisch nachkommt färbt sich das Weibchen in dieses typische leuchtend helle Kleid um.
    Und soweit ich das aus den Beobachtungen beurteilen kann, signalisiert diese leuchtend silbrig gelbe oder weißliche Färbung des Weibchens nicht dem Männchen die Laichbereitschaft des Weibchens. Richtiger wird wohl sein: Mit diesem Umfärben des Weibchens in leuchtend hell schlägt die Stimmung des Weibchens schlagartig um in extrem territorial aggressiv[1] während gleichzeitig das Männchens seine ganze territoriale Aggressivität aufzugeben scheint und nur auf den Laich im Nest konzentriert ist.
    Das Weibchen hingegen steht jetzt typischerweise wie eine Warnleuchte weithin sichtbar vor dem Nest und überfallt blitzartig alles, was sich fischiges im Bereich der oberen Wasserschicht nähert, besonders aber Artgenossen jeden Geschlechts. Die hell leuchtende Färbung des Weibchens ist kein Signal an das Männchen - an das Männchen war die dunkle Färbung gerichtet -, sondern ein Warnsignal an alle anderen: Hier stehe ich, das Weibchen, seht ihr mich schon von weitem?! Ich werden euch radikal überfallen, wenn ihr euch hertraut. Das ist nach meiner Interpretation die eigentliche Aussage der leuchtenden Körperfarbe des Weibchens während des Ablaichens.
    Ist das Ablaichen beendet, behält das Weibchen teilweise noch einen ganzen Tag lang die Warnfärbung bei und man kann gut beobachten, wie mit abnehmender Aggressivität des Weibchens auch das leuchten der Körperfärbung graduell verblasst.
  5. In meinen Beobachtungen spätestens nach einem Tag ist dann die Körperfärbung zu einem leicht aufgehellten dunkelgefärbt zurückgegangen und bleibt so für den Rest der indirekten Brutfürsorge durch das Weibchen. Es beschäftigt sich in dieser Färbung weiter mit der Nestrevierverteidigung hat den Aktivitätsradius aber in den Außenbereich verlegt und ist zwar konsequent aber nicht mehr so überaggressiv bei der Sache. In dieser Phase hat das Männchen scheinbar mit den Eiern selbst nicht mehr sonderlich viel Arbeit und übernimmt nun erst die Verteidigung eines im Teich etwa auf 40cm bis maximal 50cm Radius ausgedehnten Innenbereiches in dem erst jetzt auch das Weibchen nicht geduldet wird. Das Männchen beginnt seine Prachtfärbung schon während des Ablaichens abzuschwächen und zeigt spätestens nach Ende des Ablaichens eine abgedunkelte Neutralfärbung. Dies wird für den Rest der Brutpflege beibehalten und nur kurzfristig gegen Imponierfärbung mit Gesichtsmaske abgelegt, wenn mal wieder ein begriffsstutziger männlicher Artgenosse zu langsam aus dem Nahbereich verschwindet.
  6. Nach der Brutpflege wechselt dann die Färbung je nach Wettersituation entweder zurück in die braunblässliche neutrale (keine Brutstimmung) oder die vital prächtig dunkle (Brutstimmung)

Eigentlich sollte es hier nicht um Verhaltensbeschreibung sondern um körperliche Merkmale gehen. Hab's aber nicht vermeiden können meinem Gedankenfluss nachzugeben statt meinem Strukturierungswunsch. Die Strukturierung wird mittelfristig dennoch umgesetzt Wink und hier auf die Beschreibung von Körpermerkmalen fokussiert.

Die Farbphasen sind also in Kürze wie folgt:

Nr. Phase Männchen Weibchen
1 Neutrale Stimmung blässliche Tönung blassliche Tönung
2 Brutpartnerwahl prächtig vital dunkel mit oder ohne deutliche Kopfmaske prächtig vital dunkel
3 Partnergebunden prächtig vital dunkel Gopfmaske prächtig vital dunkel evtl. etwas aufhellend
4 Ablaichphase leichtes Aufhellen Prachtfärbung bröselt immer mehr zsammen leuchtend helle weißliche/gelbliche Warnfärbung
5 Aufgeteilte Brutrevierverteidigung etwas abgedunklte neutralfärbung Imponierfärbung nur nach Verteidigugungsbedarf Anfangs noch bis zu meheren Stunden leuchtend helle weißliche/gelbliche Warnfärbung später dann etwas abgedunkelte Neutralfärbung
6 Ende Larvenbetreung je nach Wetter zurück zu 1 oder 2 je nach Wetter zurück zu 1 oder 2

Geschlechtsspezifische Merkmale

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  1. Dies bezieht sich auf den typischen Ablauf bei nicht zu großer Populationsdichte und genügend Brutplätzen. Inzwischen haben diese Fische mir noch beigebracht, dass Macropodus ocellatus insbesondere bei den Weibchen noch viele spezielle Verhaltensstrategien zur Verfügung hat, um z.B. bei Mangel an Männchen oder Brutplätzen doch zur Brut zu kommen. Das werde ich schrittweise noch aufnehmen.




Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet. {Formulierung: Matthias Claudius}