Quelle: Pers. Beobachtung bzw. Erfahrung

Beobachtung im Teich 2

Strahlender Sonnenschein den ganzen Tag.
TW: 14°C - 19°C
OW: 14°C - 27°C
Siehe Teichprotokoll

In der letzten Zeit inspiziere ich immer die Nester des Neunstacheligen-Stichlingsmännchens, siehe z.B.: S9: 21.05.10.
Vor einigen Tagen habe ich ein Nest herausgeholt und mich darüber gewundert, dass es von außen über und über mit Schneckenlaich - den in länglichen Gallertwürmern - bedeckt war. Meine Vermutungen gingen so etwa in die Richtung, dass an dem Stichlingsnest für die Schnecken irgendetwas besonders attraktiv sein müsste, und so im Hintergrund darüber nachgegrübelt, was das denn wohl sein könnte.

Heute hat sich das Rätsel gelöst!
Ich saß am späten Mittag am Teich die Sonne und die Beobachtung genießend, da klärte sich alles auf.
Ich konnte das Stichlingsmännchen beobachten, wie es den gesamten Teich 2 in den Algenpolstern genauestens absuchte, wie er es immer macht, wenn er Baumaterial für's Nest sucht. Und er fand auch immer wieder etwas, nur, dass es diesmal keine Fasern sind, die ihn interessieren und die er sammelt, er war immer wieder unterwegs, um gezielt Schneckenlaich in den Algen zu suchen. Hatte er eine längliche Wurst von so 2cm Länge gefunden arbeitete er angestrengt daran, diese aus den Algen zu befreien. Im freien Wasser wurde sie dann mehrmals weggespuckt und wieder aufgenommen, so als wolle er sie von anhängenden Fasern befreien, bis er dann endlich sie festhielt und damit 4m durch den Teich zurück zu seinem Nest schwamm. Dort wurde genauso angestrengt und gewisssenhaft gearbeitet, bis er geschafft hatte, diese Schneckenlaichwurst außen! am Nest zu befestigen. Ich hatte das Vergnügen ihn wiederholt dabei zu beobachten. Nach der 3. erfolgreich eingesammelten und am Nest fixierten Schneckenlaichwurst habe ich dann das Nest herausgeholt und angeschaut:
So um die 15 Schneckenlaichwürste waren außen am Nest sorgfältig drapiert/fixirt. Aber keine einzige innerhalb des Nestes in der Algentonne! Er hat diesen Laich also nicht mit dem eigenen Verwechselt - könnte ja sein -, denn den hätte er - auch schon beobachtet - sorgfältig in die Tonne hineingeschoben und auch nur ein einziges Laichschiffchen. Hat er mehrere eigene Laichschiffchen, dann pflegt er diese immer jeweils in einem eigene Nest (siehe frühere Beobachtungen: Es kommt auch vor, dass er neue Nester macht und dann Laichschiffchen aus alten in neue umlagert!).

Es hat sich also ganz klar meine Vermutung zu einer Gewissheit geklärt Smile :
Was finden die Schnecken also an einem Stichlingsnest besonders attraktiv? NICHTS, falsch vermutet.
Es ist alles viel spannender, interessanter und besser:
Der Stichling nutzt gezielt den Schneckenlaich, um damit das Äußere seines Nestes zu verkleiden!
Zum Warum kann ich jetzt allerdings erstmal wieder nur spekulieren und aufmerksamer sein, um später evtl. die Spekulation wieder durch eine noch viel bessere Erklärung zu befriedigen Smile

Quelle: Perönliche Interpretation bzw. Meinungsäußerung Ich könnte mir folgendes so spontan vorstellen als Erklärung zum Zweck der gezielten Aktion:

  1. Aus irgendeinem Grund sind die Schneckenlaichwürste ein gutes den Nestbau unterstützendes Baumaterial?
  2. Der Laich soll das Nest irgendwie für die Weibchen überzeugender/attraktiver machen?
  3. Es ist schlicht eine "pfiffige" Abehrmaßnahme/Schutzmaßnahme für den innerhalb des Nestes befindlichen eigenen Laich. Und t´zwar könnte es so funktionieren, dass potentielle Laichräuber nicht sonderlich differenzieren zwischen einem länglichen Schneckenlaichgallert und einem länglichen Stichlingslaichgallert. Sie wollen Laich fressen, fressen den außen am Nest leicht zugänglichen und suchen deswegen nicht mehr innerhalb des Nestes? Diese Spekulation trägt bei mit zur Zeit den höchsten Vertraunswert die richtige Erklärung zu sein.
  4. Ähnlich wie der letzte allerdings schneckenspezifisch! In früheren Beobachtungen habe ich schon berichtet, dass das Stichlingsmännchenh viel Zeit, Arbeit und Transportweg dafür aufwendet, um die großen Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) aus dem Bereich seiner Nester zu entferne. R beißt und Zupft sie solange bis sie runtefallen oder er sie am Gehäuserand packen kann, um sie dann mindestens 1m weit wegzutragen. Große Schnecken sind also offensichtlich eine ernsthafte jede Mühe lohnende Gefahr für den Laich des Stichlings. Könnte es sein, dass eine solche Schnecke eine eingebaute Schutzfunktion besitzt, die verhindert, dass sie ihren eigenen Laich verzehrt? In dem Falle könnte ein Stichlingsnest, welches von außen dicht an Dicht mit Schneckenlaich verkleidet ist ein pfiffiger Schutz des im inneren befindlichen Stichlingslaiches vpr Schneckenfraß sein?! Hmm... auch dieses ist ein sich gut anfühlende Spekulation. Man könnte mal hingehenm, sich Schneckenlaich in ein Gefäß sammeln und eine dichke Spitzschlammschnecke dazusetzten und ausprobieren, ob sie die Ecke in der der Laich liegt und den Laich selbst von Fraß verschont?!

Hier einige Bilder der schon größeren Jungen aus dem Frühjahr

Im Teich

Als Schwarm in der Lavendel-Moos-Ecke
Mit einem Wasserläufer
Und zwischen Seerrosen

In Großaufnahme




Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte. {Immanuel Kant}