Sind Aquarianer wirklich schuld am Aus­sterb­en der Europäischen Flusskrebse?

TitelSind Aquarianer wirklich schuld am Aus­sterb­en der Europäischen Flusskrebse?
MedientypWeb Article
Jahr der Veröffentlichung2018
AutorenSchäfer, F.
Titel der ReiheAqualog
Zugriffsjahr2023
Zugiffsdatum01.08.2023
Datum der letzten Aktualisierung19.05.2023
Verlagwww.aqualog.de
Zusammenfassung
"Folgt man den jüngsten Publikationen, sowohl in der wissenschaftlichen wie auch in der Regenbogenpresse so könnte man tatsächlich zu diesem Schluss kommen. Selbst seriöse Wissenschaftler, die es doch eigentlich besser wissen sollten, scheuen sich nicht, den Handel mit Flusskrebsen zu Zwecken der Aquarienhaltung als tatsächliche oder zumindest potentielle Gefahrenquelle der bedrohten Edelkrebsbestände darzustellen."
URLhttps://www.aqualog.de/blog/sind-aquarianer-wirklich-schuld-am-aussterben-der-europaeischen-flusskrebse/

Kommentare

Wer war zuerst, warum wurde Kamberkrebs eingeführt

Die Edelkrebse starben bereits in vielen Gewässern lange vor dem Auftreten einer Krebspest (mit welchem Erreger auch immer) aus durch ungezügelte Einleitung von Stadt- und Fabrikabwässern während er Industrialisierungen. Die Bestände waren dadurch bereits stark geschwächt. 1860 trat dann in Italien erstmals die Krebspest auf1, deren Ursache anfangs in unterschiedlichen in den toten Exemplaren mikroskopisch nachweisbaren Erregern vermutet wurde, wobei sich letztlich aber unter ihnen nur ein Eipilz als tatsächliche Ursache herauskristallisierte2. In den 1870ern erreichte Die Krebspest aus Oberitalien dann Frankreich und verbreitete sich ab dann innerhalb weniger Jahre verheerend in ganz West und Mitteleuropa. Da die Flusskrebse (Edelkrebse heute genannt) zu dieser Zeit noch eine ausgeprägter wirtschaftlicher Zweig der Fischerei waren und massenhaft (vor allem von der ärmeren Bevölkerung) gegessen wurden, versuchte die Fischereiwirtschaft dem Zusammenbruch dieses Erwerbszweiges dadurch entgegen zu wirken, dass sie 1890 die nordamerikanischen Kamberkrebse einführten, auch wenn diese nicht so gut schmeckten. Wie in obigem Artikel korrekt geschrieben, ist unklar, wie die Krebspest (verursacht durch den Eipilz) in Italien angekommen ist - es sind viele Wege denkbar allein über den Lebensmittelhandel - die 30 Jahre später stattfindende Einfuhr der Kamberkrebse aber war es ziemlich sicher nicht. Deren Einfuhr war die Folge der 30 Jahre zuvor erstmals auftretenden Krebspest, um diesen Zweig der Fischereiwirtschaft zu retten, nicht die Ursache. Allerdings konnte der Kamberkrebs dann die Population der Eipilze in den Gewässern stabilisieren. Auch ist es über historischen Berichte danach, nach Einfuhr des Kamberkrebses eigentlich nie so in Edelkrebsgewässern gewesen, dass der Kamberkrebs in Edelkrebspopulationen erst einwanderte und dann die Krebspest die Edelkrebse vernichtete, sondern, Es lief in typischerweise so ab, dass erst die Krebspest auftrat und die lokalen Edelkrebsbestände vernichtete und erst dann, nach einiger Zeit der Kamberkrebs in die nun leeren Gewässer einwanderte und die freigewordene Nische besetzte. Es gibt übrigens nicht nur in Österreich immune Edelkrebse, sondern sie traten schon recht frühzeitig im nordöstlichen und südöstlichen Verbreitungsgebiet des Edelkrebses auf. Ein Fehler aus meiner Sicht war und ist, dass man nicht diese immunen Populationen nutzt, um die Wiederansiedlung in ehemaligen Edelkrebsgebieten, die jetzt von Kamberkrebsen besiedelt sind zu betreiben, was eine Unterstützung der natürlichen Entwicklung wäre. Stattdessen versucht man krampfhaft nicht immune Edelkrebse wieder anzusiedeln, was ein Kampf gegen die natürliche Entwicklung ist, ein sinnloser Versuch die Entwicklung/Welt wie in einem Foto zu fixieren, ein realitätsfremder Kampf gegen die natürliche Entwicklung statt sie zu unterstützen.



Die Freiheit des Einen hat ihre Grenze an der Freiheit des existierenden Anderen. {Uralter ethischer Grundsatz in vielen Formulierungen}