BoL: 02.11.2017 Kopfunterhängen als Schutz-/Tarnhaltung in Funktion

Quelle: Pers. Beobachtung bzw. Erfahrung

Heute war der Sperber zweimal an der Voliere: Morgens und Abends.
Die Katharinasittiche haben auf die Warnrufe der Wildvögel sofort mit eigenen Warnrufen reagiert noch bevor der Sperber bei der Voliere ankam und sind als Pulk angeflogen. Es sind 9 Tiere, 8 wildgrüne und ein Lutino. die 8 wildgrünen habe ich danach nicht mehr gesehen, der Lutino sieht aber nicht nicht sehr gut und ist am 16m entfernten Volierenende ans Gitter gelandet. Dort hat er sich sofort kopfüber platziert und sich nicht mehr bewegt. Nach ein paar Minuten konnte ich dann auch noch zwei der wildgrünen ausmachen. Diese hingen in den Büschen auch kopfüber nach unten. Der Sperber ließ sich Zeit aber letztlich kam er dann doch an der Voliere an und versuchte wie immer Wellensittiche zu fangen, die halt offen fliegend flüchten. Klappte aber natürlich nicht, die Voliere mit 16m Länge und teilweise 4m bis 5m Höhe bietet einfach zu viel Ausweichmöglichkeiten. Irgendwann ist er dann auf dem Dach des Schutzhauses gelandet unmittelbar an dem Gitter, welches von dem Lutino-Katharinasittich besetzt ist. Dieses überragt dort das Schutzhaus noch um gut 2m. Der Sperber sitzt und schaut wo eine geeignete Beute sein könnte. Der gelbe Kathi hing nach rechts neben ihm einen knappen Meter entfernt und einen Meter oberhalb des Sperbers und rührte sich nicht, als sei er kopfüber eingefroren. Eigentlich dachte ich dachte ich, dass der Sperber ihn dort gleich aufs Korn nehmen würde. Mit einem Wellensittich hätte e das gemacht und außerdem war der gelbe Kathi wirklich auffällig mit seiner Farbe. Aber erstaunlicherweise erkannte der Sperber ihn nicht als mögliche Beute. Er schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen, obwohl sein suchender Blicke mehrfach über ihn schwenkte. Endlich hob er ab um es wider mit einem Wellensittich zu versuchen, der 5m weiter eigentlich unerreichbar saß. Zwei, dreimal ist der Sperber bei diesem Besuch noch an der Seite des gelben Kathis dicht bei ihm erschienen und kein einziges Mal wurde der leuchtend gelbe Kathi als Beute erkannt!

Das Kopfunterhängen der Kathis ist zwar nicht nur ein Verhalten bei Gefahr aber es hat dort, wie dabei zu sehen war, seine sichere Anwendung - alle Kathis, die ich mit der Zeit ausmachte, nachdem der Sperber weg war, hingen kopfunter und unbewegt -. Das unbewegt erstarrte Kopfunterhängen ist offensichtlich selbst dann gegen Greifvögel wie den Sperber ein sehr erfolgreicher Schutz, wenn die wildgrüne Tarnfärbung fehlt und durch ein leuchtend auffälliges lutino-gelb ersetzt ist.

Welche der beiden Verhaltenskomponenten dabei die wichtigere ist, Kopfunterhängen oder unbewegt ruhig bleiben ist nicht klar. Ich tendiere aber zum Kopfunterhängen, da auch die Wellensittiche erstarrt unbewegt sitzen bleiben, wenn der Sperber da ist und solange er sie nicht fliegend anvisiert. Die Wellensittiche macht der Sperber bei seinen ruhigen Beobachtungssitzungen aber immer klar aus, egal, wo sie gerade unbewegt sitzen.

Ich vermute daher, dass das Kopfunterhängen das wichtigere ist, weil es ein vogeluntypisches Bild ergibt.

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Eine weitere interessante Beoachtung dabei

An der einen Längsseite der Voliere stehen außen hohe Büsche. Darin saßen eine Kohlmeise und ein Buchfink, die in der Hecke bleibend immer dem Sperber folgten und ihre Warnrufe hören ließen. Wenn der Sperber oben auf der Voliere seine Beobachtungspause machte, näherten sie sich ihm von hinten in der hecke bis auf einen Meter. Der Sperber sah sich nach ihnen immer wieder um, ignorierte sie sonst aber vollkommen. Er war sich offenbar bewusst, dass er sie weder überraschen noch innerhalb der Hecke packen kann.

Nach etwa 5 Minuten vergeblichen Versuchens einen Sittich zu ergattern gab er auf und strich ab. Die Kohlmeise und er Buchfink sind hinter ihm her.
Die Sittiche haben ihm beim Abstreichen mit gerecktem Hälsen hinterhergeschaut. Dabei kamen sie wohl sehr schnell zu dem Schluss, das das diesmal keine Finte des Sperbers, um nach einem großen Bogen um die Häuser von hinten wieder hereinzuschießen, denn schon kurz darauf schüttelten die Springsittiche ihr Gefieder und die Wellensittiche begannen wieder leise Entwarnung zu zwitschern. Normalerweise entspannen sie sich nicht wieder so schnell und es ist 15 Min. bis 30 Min. absolute Ruhe in der Voliere. Diesmal war der Abflug aber offenbar für die Sittiche klar und unzweideutig. Auch die Kathis begannen schon kurz darauf ihre Hängepositionen aufzugeben und ihrem normalen Geschäft nachzugehen.




Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit des 'Wissenschaftlichen Konsenses'. {frei nach Richard Feynman}