Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Meinung über die Dinge. {Lucius Annaeus Seneca}
Da die Guangzhous bisher keinen selbsterhaltenden gesicherten Bestand bilden konnten,
und es genügend Guangzhou-Halter gibt, habe ich mich entschlossen, diesen Teich umzustellen auf eine Population mit den ursprünglichen Zielsetzungen:
Möglichst heterogener Genpool für die im Teich mögliche Populationsgröße durch zusammenstellen möglichst nicht naher verwandter Individuen.
Unter diesem Aspekt läuft nun bereits seit 2009 auch mein Teichbestand Bestand/1326.
Letzterer allerdings besteht aus Tieren mit langen Nachzuchtlinien in Aquarienhaltung, basiert also auf Linien die mit sehr hoher wahrscheinlichkeit längst die typische züchterische genetische Verarmung durchlaufen haben mit Selektionsdrücken nach bewusstem oder unbewusstem Geschmack des jeweiligen Züchters.
Unbewusste Selektion nach Züchtervorlieben kann immer dann getrost angenommen werden, wenn der Züchter seine Tiere für die Weiterzucht aus subadulten bis adulten Tieren selektiert statt einer zufälligen Auswahl aus möglichst jungen. Ab subadulte prägen die Fische schon ausreichend Merkmale aus, die Präferenzen des Züchters triggern, wie Farbe, Muster, Gestalt, Bewegung, Scheuheit ...
Ich selbst versuche in allen meinen Teichbeständen obige halterabhängigen Selektionen zu vermeiden, indem ich die Teichpopulationen als Selbstversorger halte und jede gezielt fördernde Maßnahme (bis auf Verhinderung von Teichverlandung) unterlasse und versuche die Teiche strukturell so zu gestalten, dass möglichst viele freiwillige Teichbewohner sich ansiedeln als Konkurrenten meiner Rundschwanzmakropoden oder Fressfeinde. Asu dem selben Grund, gebe ich auch normalerweise keine adulten oder subadulten Tiere an Interessenten ab, sondern immer nur willkürlich gefangenen ganz junge Tiere des laufenden Jahres.
Würde ich adulte abgeben, folgte daraus sofort eine gezielte Selektion auf Scheuheit - da ich nur die weniger scheuen fangen könnte - und bei regelmäßiger Abgabe zusätzlich eine Selektion, die kurzlebigere, früher laichende gegen potentiell langlebigeren oder später laichenden Individuen bevorzugen würde.
Es bleiben also nur quasi natürliche Selektionsbedingungen über plus dies sich aus dem dauerhaft kleinen Teichlebensraum (14m² je Teich) ergebenden Bedingungen.
Das Besondere nun für diesen heterogenen Bestand hier wäre, dass er von Anfang an aufbaut auf Wildfängen als Elterntiere, die die obige Züchter-Prozesse nicht durchlaufen haben.
Ausgangsschwerpunkt dieser Population sollen die "Tropic-Water"-Tiere bilden, die eine optisch überaschend heterogenen Menge darstellen.
Schauen wir wie es sich entwickeln wird und wie lange sich diese optische Variabilität unter diesen Bedingungen erhalten wird/kann bzw. wo sie sich hin entwickeln werden.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Meinung über die Dinge. {Lucius Annaeus Seneca}
Kommentare
ZUCHT
Hallo Erich,
ich find´s sowieso gut was du machst, bei mir "schwächelt" der Guangzhou-Stamm auch !
MfG Nico
Zu Winterende zeigten sich nicht wenige Guangzhous-Jungtiere
Wider erwarten ist damit der Guangzhou-Pool hier doch dominierend.
Inwieweit sie deises Jah Jungtiere haben, haben werden lässt sich noch nicht sagen.
Alle drei Teiche haben zu schlechte Beobachtungsbedingungen, um winzige Fischlein zu entdecken, so dass ich im "schlimmsten" Fall erst wieder zu Ende des kommenden Winters eine Vorstellung über die Vermehrung 2015 entwickeln kann.
Hier will sich kein verlässlicher Bestand aufbauen
In diesem Teich will sich einfach kein verlässlicher Bestand aufbauen und ganz egal mit welchen Tieren. Auch Tiere aus den beiden anderen Teichen schaffen keinen sicheren Populationsaufbau in diesem Teich. Dafür bsitzt er alljährlich die größte Bergmolchdichte. Was mir aber aufgefallen ist: Der Teich enthält cm für cm auf jeder Pflanze Süßwasserpolypen. Das habe ich vor kurzem bemerkt, als ich eine Pflanzen für das Channa-Becken herausgeholt hatte. Sie sahen im Becken wie behaart, so dicht saßen darauf die Polypen. Ich könnte mir nun vorstellen, dass in einer solchen Polypendichte die winzigen Makropodenlarven einfach nicht durchkommen können.
Bestand endgültig erloschen
Dies war ursprünglich der Guangzhou-Bestand. Diese Tiere hatten sich anfangs Bestandsvergrößernd vermehrt brachen aber schon bald vermehrungsmäßig zusammen. Der Bestand war trotz Unterstützungsmaßnahmen nicht in den Zustand der Selbsterhaltung zu bringen. An der Überwinterung lag es nie, es war immer der mit der Zeit kaum noch erkennbare Vermehrungserfolg. Inzwischen schien mir das an dem Guangzhou-Bestand selbst zu liegen. Es könnte sein, dass sich diese Linie in der schwäbischen Alb nicht schafft im Sommer ausreichend erfolgreich zu vermehren. Daher habe ich ihren Teich mit anderen Linien bestückt zuerst - siehe oben - mit den Tropic-Water-Tieren, dann sowohl mit InchOn und letztlich noch mit den Hauertieren.
Doch auch diese haben nicht geschafft in diesem Teich Jungtiere hochzubringen, obwohl die gleichen Linien in den Nachbarteichen florieren. Damit hat diese Gegenprüfung die Annahme, es läge an der Guangzhou-Linie, hinfällig gemacht. Es muss an dem Teich liegen.
Die Wasserwerte des Teiches sind aber genauso optimal wie in den Nachbarteichen.
Wasserplankton wie Wasserflöhe und auch Libellen und sonstige Insektenlarven sind sehr zahlreich. Es lebt sich offenbar gut darin.
Auffällig jedoch ist:
Es ist einerseits der beliebteste Bergmolchteich, während es andererseits der unbeliebteste Erdkrötenteich ist. Die Erdkröten ziehen ihre Eischnüre nur in den Teichen mit den florierenden Rundschwanzmakropoden-Populationen!
Im Herbst habe ich etliche Pflanzen aus diesem Teich in das Überwinterungsaquarium meiner Channas gebracht. Es zeigte sich, dass diese Pflanzen dicht an dicht - cm-Abstand - mit Süßwasserpolypen besetzt waren. Im Aquarium sah es aus wie in einem Polypenwald.
Es scheint mir daraus erstmal plausibel, dass bei einer solchen Dichte von Süßwasserpolypen die winzigen Larven der Rundschwanzmakropoden in diesem Teich tatsächlich einfach keine Chance haben, egal aus welcher Linie. Bergmolche mitsamt ihrem Nachuchs fühlen sich darin jedoch pudelwohl. Die Molchlarven sind beim Schlupf allerdings auch um ein Vielfaches größer als die kaum sichtbaren winzigen Larven der Rundschwanzmakropoden.
Also, mein Resümee:
Dieser Teich 1 hat sich in eine Richtung entwickelt, die den Rundschwanzmakropoden die Vermehrung unmöglich macht. Da ich nicht in die Teiche eingreifen will, heißt das, er wird makropodenfrei blieben, und dafür wohl ein reiner Tummelplatz für Molche und wen auch immer darstellen.
Evtl. versuche ich diesen Sommer mal, ein Paar der Zwergchannas darin zu übersommern.
Und doch nicht erloschen...
denn am Wochenende habe ich einen Rundschwanzmakropoden entdeckt.
Also besteht der Bestand faktisch noch mit mindestens einem Adulten.
Formal also noch existent, aber es sollte mich wundern, wenn er noch länger existiert.
Erloschen also wohl bis nächstes Jahr aufgeschoben.
Junge im Teich 1
Heute schaue ich nach 1 Woche Abwesenheit in den Teich 1 und entdecke an den Seerosenblättern eine kleine Gruppe (so u die 10 oder 15) winzige Kardinälchen und während ich ihnen zuchaue, "schlendert" ein etwa <= 1cm SL winziger Rundschwanzmakropode durch den Trupp Kleinkardinälchen.
Es gibt dieses Jahr also definitiv Nachwuchs in diesem Rundschwanzmakropoden-Teichbesatz.
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