Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}
Titel | Deutsche tierärztliche Wochenschrift |
Medientyp | Book |
Jahr der Veröffentlichung | 1901 |
Reihe, Band | Bd. 9 |
Verlag | M. und H. Schaper. |
ISBN | 0341-6593 |
Zusammenfassung | S. 412: Die Krebspest in Russland.Professor Dr. Hofer-München hat in Russland Studien über die Aetiologie und Verbreitungsweise der Krebspest gemacht, über welche er in Nr. 23. 1900 der Allg. Fisch.-Ztg. [referirt nach Wochenschr. f. Thierheilkunde und Viehzucht Nr. 12. 1901] Folgendes bekannt giebt. Als Erreger der Pest konnte allenthalben auch in Russland der von ihm im Verein mit Dr. Albrecht entdeckte Bacillus pestis astaci nachgewiesen werden. Die Krankheit macht an den Wehren der Flüsse Halt, überschreitet dieselben aber bei jedem Hochwasser. Am Boden der Flüsse, namentlich an den ruhigen Stellen findet man viele Hunderte von toten, sterbenden und kranken Krebsen. Die meisten kranken Krebse liegen bewegungslos auf dem Rücken oder auf der Seite; hebt man sie aus dem Wasser, so machen sie noch schwache Bewegungsversuche. Von den toten Krebsen haben viele die Scheeren oder Beine abgeworfen, einige sehen auch roth aus, als 0b sie gekocht wären. Die letzte Todesursache bei der Krebspest ist Herzlähmung. Setzt man gesunde Krebse in durchlöcherten Kästen in die inficirten Gewässer, so erkranken sie nach einigen Tagen und sterben nach einer Woche. Die ersten Erscheinungen der Infection sind langsames Umherwandern im Flussbette, auch bei Sonnenschein. Gesunde Krebse sitzen tagsüber ruhig in ihren Löchern. Die Untersuchung solcher umherwandernder, scheinbar noch ganz gesunder Krebse ergab, dass in ihrem Blute bereits der Pestbacillus vorhanden war. Die Verbreitung der Krebspest in der Richtung zu Berg dürfte durch die Krebse selbst erfolgen, indem dieselben, nachdem sie pestkranke und tote Krebse an- oder aufgefressen haben, meistens stromaufwärts wandern und ober halb ihrer Löcher erkranken und schliesslich liegen bleiben. Stromabwärts erfolgt die Infection viel schneller; zweifellos ist das Wasser der Zwischenträger. Erst 15 bis 20 Kilometer unterhalb der Seuchenheerde erwies sich das Gewässer nicht mehr infectiös. Für die sprungweise Uebertragung der Krebspest von einem Fluss auf den anderen kommen die Reusen der Krebsfänger in erster Linie in Betracht. Zur Eindämmung der Krebspest flussaufwärts ist bis jetzt nur die Vernichtung der Krebse direct ober halb des Seuchenheerdes bekannt, die man durch Einschütten von grossen Mengen (10 bis 50 Centner) ungelöschten Kalkes etwa ein halbes Kilometer oberhalb der Stellen bewirkt, wo die letzten inficirten Krebse gefunden worden sind. Stark inficirte Gewässer sind von der Neubesetzung mit Krebsen auf die Dauer von.‘ 1 bis 2 Jahren grundsätzlich auszuschliessen. Von grosser Wichtigkeit ist es,'alle ein zusetzenden Krebse 8 bis 14 Tage lang einer Quarantäne zu unterwerfen, während welcher sie in Lattenkästen gehalten und beobachtet werden. Es ist nicht zu erwarten, dass wir jemals wieder zu dem Krebsreichthum zurückgelangen werden, wie er vor der Krebspest und vor der allgemeinen Wasserverunreinigung im Westen Europas geherrscht hat; der Krebs ist ein Opfer der Cultur geworden, |
URL | https://books.google.de/books?id=l881AQAAMAAJ |
Wissenschaft ist der Glaube an die Unwissenheit der Experten. {Richard Feynman}