Quelle: Fachpublikationen

Das Schaumnest/die Brutpflege

M.opercularis gehört zu den schaumnestbauenden Labyrinthfischen.
Das Schaumnest dient in erster Linie dem Zusammenhalten der Schwimmeier an einem gut zu überwachenden Ort. Dazu wird das Schaumnest an festen Strukturen die auf der Wasseroberfläche fluten oder aus ihr herausragen verankert.
Damit sind die Hauptfunktionen des Schaumnestes umrissen.

Zusätzlich zu diesen Hauptfunktionen bringt es die darin eingebetteten Eier noch in engerem Luftkontakt und kann durch eine antibakterielle Wirkung des Schaumes die Eier schützen.

Das feinperlige Schaumnest wird vom Männchen als Revierzentrum und zum Ablaichen meist unter flutendem Pflanzenmaterial erbaut. Dieses Nest als Revierzentrum und seine nähere Umgebung verteidigt das Männchen nachdrücklich, während das weitere Umfeld vom Weibchen überwacht wird.

Das Männchen wird nach dem Ablaichen als Hauptaufgabe damit beschäftigt sein, die Brut zu pflegen und das unmittelbare Umfeld des Nestes zu überwachen. Die Überwachung des weiteren Umfeldes übernimmt zur Entlastung des Männchens, welches mit der Pflege der Brut reichlich zu tun hat, das Weibchen. Das Weibchen ist auch in der Lage, ein eigenes Schaumnest zu bauen - ähnlich wie bei Betta splendens -.

Nach dem Freischwimmen der Brut - diese kennt keinen Schwarmzusammenhalt, verteilt sich also in der Umgebung des Nestes - werden die Jungfische - insoweit sie im Revier des Brutpaares bleiben - indirekt durch die weitere Revierverteidigung der Eltern geschützt.

Schematische Handlungsabfolge bei der Fortpflanzung

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Sobald das Männchen in Brutstimmung gerät, durchsucht es sein Revier immer wieder unruhig, um Konkurrenten auch über größere Distanzen daraus zu vertreiben. In dieser Phase der gesteigerten Aggressivität etabliert das Tier sein künftiges Brutrevier, indem die Konkurrenten über die dauernden Angriffe lernen, dieses nun tunlichst zu meiden.
Während dieser Zeit steigert sich der Drang des Männchens (hormongesteuert) ein Schaumnest zu bauen. Dies zeigt sich einige Stunden vor dem eigentlichen Baubeginn durch häufigeres Luftschöpfen aber wahlloses Ausspucken der eingespeichelten Blasen.
Mit steigendem Drang zum Nestbau treten langsam die anderen Handlungen wie Revierverteidigung in den Hintergrund, bis das Männchen fast nur noch auf den Ort des Nestes und dessen Bau konzentriert ist.

Sobald nun das Weibchen laichreif ist, färbt sich diese heller bis rahmgelb und sucht eigenständig das von dem Weibchen ausgesuchte Männchen in seinem Revier auf.
Auf evtl. aggressives Verhalten des Männchens reagiert es mit beschwichtigendem Kommunikationsverhalten wie:
stark aufgehellter Körperfärbung; Kopf-Hochstellung mit heftigem Schwanzwedeln; Verkleinern der Körperkontur durch enges Zusammenfalten und Anlegen der unpaaren Flossen, Herabhängenlassen der Schwanzflosse, auf den Aggressor ausgerichtetes Schräglegen (Quelle: Perönliche Interpretation bzw. Meinungsäußerung Wohl, weil dieses aus Sicht des Aggressors die Körperkontur geradezu verschwindend klein macht) (MOc: 26.12.09). Und wenn all dieses nichts bewirkt, schlicht durch Verlassen des Revierbereiches soweit gerade notwendig.

Ist sich das Paar nach einiger Zeit "einig" miteinander Laichen zu wollen, wechselt das Männchen von aggressivem Verhalten in Werbungsverhalten (dem aggressiven teilweise sehr ähnlich) über, mit Breitseitimponieren, stark wedelndem Schwimmen oder

Quelle: Eigene Beobachtung bzw. Erfahrung MOp: Beobachtungen: begrüßendes Flirren mit allen ausgezogenen Zipfeln der unpaaren Flossen.

Befindet sich das Weibchen bei einem sich "einigen" Paar nicht in unmittelbarer Nähe des Nestes, zieht das Männchen oft los, um das Weibchen gezielt aufzusuchen und aktiv zum Nest zurückzuführen. Dabei legt es nach meinen Beobachtungen an M.opercularis in einem Teich, wenn es sein muss, zielstrebig mehrere Meter zurück, unterwegs fremde Weibchen und Männchen heftig vertreibend, bis es seines gefunden hat. Zumeist ist das Männchen aber über mögliche Aufenthaltsorte im Bilde.
Insbesondere nach solchen längeren Aufsuchvorgängen konnte ich das Männchen bei Zusammentreffen mit dem Weibchen beobachten, wie es dieses hübsch anzusehende Wedeln mit den hellen Zipfeln der unpaaren Flossen wie zur Begrüßung zeigte.
Bzgl. des Führungsschwimmens steht in 2, Seite 64
"Forselius, Hall und auch der Verfasser [Paepke] halten das für eine Andeutung von Führungsschwimmen. Machemer unf Vierke sehen darin jedoch ... den Ausdruck einer Konfliktsituation zwischen Aggressivität und Sexualität."
Ich habe im Teich M.opercularis-Männchen recht regelmäßig dabei gesehen, wie sie ihr Weibchen gezielt zum Nest abholen - umgekehrt übrigens auch wenige mal -. In dem Teich zogen sich die Strecken, die das Männchen dann mit dem Weibchen im Schlepptau zum Nest zurücklegte oft über mehrere Meter hin! Das ganze Verhalten des Männchens dabei zeigte keinerlei erkennbare Aggression, im Gegenteil es war dabei typischerweise 0,5 m voraus und blieb sogar schonmal stehen, wie um auf das etwas zurückbleibende Weibchen zu warten. In der Regel sah es aus als sei das Weibchen wie an einer Schnur hinter dem Männchen gezogen. Es war für mich eindeutig gezieltes Abholen des Weibchens zum Nest.

Steht nun das Ablaichen unmittelbar bevor, beginnt das Weibchen das Männchen immer wieder anzuschwimmen und mit dem Maul in die Flanke zu stoßen, worauf das Männchen mit Umklammerungsversuchen des Weibchens antwortet.
Dazu biegt sich das Männchen dem Weibchen entgegen und umfasst es mit dem gesamten Körper. Dann dreht es zur Laichabgabe mit Unterstützung des Weibchen dieses auf den Rücken. Da Macropodus Schwimmeier produziert ist so automatisch gewährleistet, dass die ausgestoßenen Eier nach oben durch das abgegeben Sperma an die Wasseroberfläche treiben.

Der Laichakt endet mit einer apathischen Phase beider Tiere während der sie nach unten absinken können.

Nach dem Aufwachen aus der Apathie werden nun evtl. verdriftende Eier vom Männchen und ab und zu zusätzlich vom Weibchen eingesammelt und ins Nest gespuckt.

Bald nach der ersten erfolgreichen Laichabgabe übernimmt dann in den Zwischenzeiten das Weibchen die äußere Revierverteidigung und entlastet damit das Männchen, welches sich auf das Nest konzentriert. Ein analoges Verhalten zeigt z.B. auch Betta splendens.

Nach dem Ablaichen verblasst das Männchen aus seiner prächtigen Balzfärbung und konzentriert sich im Wesentlichen bis zum Freischwimmen der Larven auf deren Pflege.

Herr Dr. Paepke schreibt zu den domestikationsbedingten Abänderungen des Brutverhaltens bei M.opercularis lt. Ward(1967) unter anderem "Ferner waren die Aquarienmakropoden bessere Nestbauer. Sie produzierten mehr Blasen und hatten [in der Fläche] größere Schaumnester" als die Wildfänge..
Quelle: Perönliche Interpretation bzw. Meinungsäußerung
Das würde ich persönlich als Missinterpretation sehen, die davon ausgeht, dass das größere Nest das bessere sei.
Die Frage nach besser oder schlechter hängt von der Umgebung ab.
In menschlicher Aquarienzuchtobhut scheint tatsächlich das größere Nest aus irgendeinem Grunde günstiger zu sein, sonst hätten die Aquarienstämme sich erspart diesen Aufwand herauszubilden (Möglicherweise mehr oder weniger unbewusste Selektion der Züchter, die evtl. ein größeres, auffälligers Nest als besseren Nestbau werten?!).
In einer Umgebung in freier Natur bei evtl. Windeinwirkung, bewegter Wasseroberfläche und Bruträubern scheint mir ein größer ausgedehntes Nest den Zusammenhalt und die Überwachung der Brut zu erschweren, womit, in einer solchen Umgebung gewertet, die Aquarienmakropoden eher unter einem Verlust in den Fähigkeiten zu erfolgreicher Brutpflege leiden würden. Auch das zitierte Ergebnis, dass die Wildfänge ihre Brutreviere intensiver verteidigten als die Aquarienstämme passt zu dem Bild, dass letztere - trotz der relativ kurzen Zeit unter menschlicher Obhut - mangels Bruträubern bereits unter einem bedauerlichen Verfall des zum freien Überleben notwendigen Brutpflegeverhaltens leiden.




Die zur Wahrheit ziehen, ziehen allein. {nach Christian Morgenstern}