Forumsbeitrag "Zucht und Haltungsbecken in einem?"

TitelForumsbeitrag "Zucht und Haltungsbecken in einem?"
MedientypWeb Article
Jahr der Veröffentlichung2002
AutorenWillems, E.
Titel der Reihewww.bettasplendensforum.de
Zusammenfassung

Erich Willems beschreibt im Beitrag "12.07.02 | 16:20" die Kommunikation zwischen Betta splendens Männchen und frei schwimmenden Larven.
Das Männchen "ruft" seine frei schwimmenden Larven aktiv zu sich, um sie ins Maul genommen an unterschiedlichen anderen Plätzen wieder zu entlassen (Nicht ins Nest zurück, welches zu dieser Zeit nicht mehr existiert)1


Da wie überall im WEB nicht sicher ist, dass die Texte künftig verfügbar sind, folgt hier eine Sicherungskopie:












#18



Erich Willems

Erich Willems

    Senior Mitglied

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 231 Beiträge
  • Gender:Male
  • Location:Raum 72*

Geschrieben 12 Juli 2002 - 04:20


QUOTE

Zitat von  Andreas Kolodziej

Hallo und willkommen hier !

Wenn Du wirklich züchten willst, brauchst Du mindestens 2 Becken (1 zur Aufzucht der kleinen Jungen, 1 für die Eltern) und später auch geeignete Gefäße, um die jungen Männchen einzeln halten zu können, da sie irgendwann mit Imponieren und leichten Kämpfen anfangen.
Läßt Du die Eltern im Becken, kann es zwar sein, daß einige Jungtiere überleben, jedoch werden es wohl eher Kümmerlinge bleiben, da sie nicht genug Nahrung aufnehmen können und ständig von den adulten Tieren unterdrückt und gejagd werden.

Hallo Andreas und Betta Fan,

also ich möchte mich mal trauen, diese Aussage[n] zu relativieren:

Zurzeit betreibe ich ein 250L-Becken, indem ich genau dieses tue.
Nämlich ein Betta Splendens-Pärchen mit Jungen halten.

Das Becken ist natürlich gut bepflanzt und strukturiert unter anderem mit Riccia.

Das Weibchen hat jetzt bereits mehrmals zusammen mit dem Männchen abgelaicht. Es schwimmen zahlreiche Jungfische verschiedenen Alters im Becken. Das größte ist jetzt so um 3 cm.

Verhalten der Elterntiere untereinander:
Das Männchen treibt das Weibchen wie nicht anders zu erwarten aber nicht so, dass es für das Weibchen eine ernsthafte Belastung darstellt: Beide haben keinerlei Bisswunden oder Kampfschäden.

Das Weibchen ist nichtmal absolut unterdrückt. Wenn ich in der Futterecke ihm einen besonderen Leckerbissen wie einen kleinen Regenwurm anbiete, kommt es auch schonmal vor, dass, wenn das Männchen kommt, um es zu vertreiben, das Weibchen mit gespreizten Kiemen gegenhält, bis es den Wurm hat.
Es scheint somit, dass beide genug Raum finden, sich auszuweichen.

Verhalten des Weibchens zu den Jungfischen:
An die ganz kleinen Jungfische kommt das Weibchen gar nicht ran , da diese meist im Riccia stecken und das Männchen das Weibchen in der näheren Umgebung seines Schaumneststammplatzes eh' nicht duldet.
Begegnet das Weibchen einem größeren Jungfisch - so ab 1cm und dieser weicht nicht schon vorher aus, so sieht es so aus, als versuche das Weibchen diesen zu erjagen zwecks Fressens. Es könnte aber auch einfach ein Vertreiben sein. Immer, wenn ich dabei war, gingen aber alle diese Attacken weit daneben.

Verhalten des Männchens zu den Jungfischen:
Das Männchen interessiert sich überhaupt nicht für die nicht mehr unter direkter Brutpflege stehenden Jungen, selbst wenn sie unmittelbar vorm Maul schwimmen. Gleichzeit frisst es aber durchaus das Lebendfutter, dass ich ihm unmittelbar am Schaumnest mit 'nem Teelöffel reiche, auch wenn im Nest Eier oder Junge drin sind.

Die Jungfische werden für das Männchen erst ab einer gewissen Größe interessant - so ab 1,5 cis 2 cm würd' ich sagen, wenn sie sich zu nah' ans Nest wagen, dann gibt's aber nur eine kurzen Vorstoß und keine Verfolgung wie bei dem Weibchen.

Verhalten der Jungtiere untereinander:
So gut wie keine über kurzes Imponieren hinausgehenden Streitereien und das nur bei den Größeren.
Die Größeren Jungfische betrachten deutlich kleinere allerdings als Futterquelle. Sind allerdings nicht sonderlich erfolgreich dabei.

Ich habe erst vor Kurzem wieder mit diesem Paar angefangen, Betta Splendens zu halten.

Vor 10 Jahren hatte ich schonmal ein Paar in einem 2m Becken gehalten, zusammen mit einigen Guppies.
Auch dieses hatte erfolgreich Nester gebaut, sich nie ernstlich untereinander etwas getan - genug Ausweichmöglichkeiten -.
Damals kamen aber keine jungen Kampffische hoch wegen der Guppies. Das übrigens nicht wegen der adulten, sonder wegen der jungen Guppies. Die adulten wurden immer sowohl vom Männchen als auch vom Weibchen verjagt. Allerdings hat das Betta-Männchen die kleinen jungen Guppies nie beachtet, so wie mein jetziges es mit den eigenen Jungen auch macht.
Sobald die jungen Bettas geschlüpft waren und anfingen frei zu schwimmen, waren die jungen Guppies immer in der Gegend und haben es sich gutgehen lassen.

Damals konnte ich übrigens bei dem Männchen eine schöne Brutpflege-Handlung beobachten:
Es hat sich nämlich nach dem Freischwimmen weiter um die Jungen gekümmert, indem es sie ins Maul nahm und woanders hinschaffte - nicht ins Schaumnest, das gab's dann schon nicht mehr.
In der Literatur habe ich auch entsprechende Hinweise gefunden, die besagen, dass das Männchen die Jungen durch schwirren mit den Brustflossen anlockt - es wird aber nicht genau drauf eingegangen -.

Bei mir - ich meine, was ich selbst damals beobachten konnte ging so ab:
Das Männchen hat sich dicht unter der Oberfläche des Wassers gestellt und ganz schnell mit den Brust-Flosssen vibriert. Fortbewegung gab's dabei keine, allerdings entstanden dabei an der Wasseroberfläche lauter kleine Wellen, die als Zentrum das Männchen hatten.
Sobald diese regelmäßigen Wellen einen kleinen Kampffisch erreichten, kam er wie an einer Schnur gezogen zum Zentrum dieser Wellenquelle und wurde dort vom Männchen ins Maul genommen.

Zurück zum Jetzt:
Die Jungfische sehen meiner Meinung nach nicht - bisher - wie Kümmerlinge aus. Sie werden bisher nicht von den Adulten unterdrückt, haben runde gefüllte Bäuche.

Gespannt auf die Reaktionen...
Tschüss
Erich

Ps.: Ich hoff' das ich beim Verwenden dieses Forums keine Fehler gemacht habe

smile.gif

.

Tschüss
Erich Willems








#23



Erich Willems

Erich Willems

    Senior Mitglied

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 231 Beiträge
  • Gender:Male
  • Location:Raum 72*

Geschrieben 12 Juli 2002 - 09:21


QUOTE

Zitat von  Betta Fan

            Hi  
Danke, Erich, für deinen interessanten Beitrag! Das hat mir sehr geholfen!

tongue.gif

 
Machst du denn in dein Zuchtbecken Bodengrund rein oder nicht? Ich glaube, ich versuche es dann erst mal nur in einem Becken.  
Wenn das nicht klappt kann ich mir ja zur Not dann nocht ein zweites anschaffen.

biggrin.gif

 
Aber ich glaube, es kommt auch ein bisschen auf den Fisch an, ob er nun die Jungen frisst oder nicht! Glückwunsch!!!

Du hast wohl einen sehr liebes Männchen.  Muss mal gucken, dass ich auch so ein Liebes bekomme. Weiß jemand, ob man es schon beim Kauf sehen kann, ob das Männchen oder das Weibchen lieb sind? Eher nicht, oder?



Viele Grüße an alle!



Hallo Betta Fan,

die Betta Splendens bekämpfen sich, weil sie, um ihre Jungen durchzubringen, ein Territorium gegen mögliche Fressfeinde für die Jungfische verteidigen müssen.

Die Berichte von sich umbringenden und zerfetzenden Kampffischen beruhen darauf, dass die Unterlegenen keinen Platz haben, dass Territorium zu verlassen. Das gilt wohl für die Männchen wie auch für die Weibchen. - Ach übrigens auch Tauben können sich bei Rangstreitigkeiten gegenseitig umbringen, wenn sie unausweichlich zu eng zusammengesperrt sind. -

Es ist meist nicht im Interesse einer Tierart sich gegenseitig Verletzungen zuzufügen, daher beginnen sie ja auch erst mit Imponieren und Drohen bevor sie handgreiflich werden.

Ist dein Becken zu klein - d.h. es ist nicht größer als das Revier, welches ein Kampffisch beansprucht, so kommt es dann zu den Entgleisungen mit zerrupften Flossen und toten Fischen.

Also, wenn du sie länger zusammen im Becken halten willst musst du ein Becken zur Verfügung stellen, welches eine Wasseroberfläche bietet, die größer als das Oberflächenorientierte Revier des Männchens ist.

Ich hab' mal irgendwo gelesen, dass das so ungefähr eine Entfernun von 40cm vom Schaumnest aus ist.

Also alles was nicht weiter als 40cm vom Schaumnest sich entfernen kann befindet sich im Revier des Männchens und muss damit rechnen, von diesem radikal verfolgt zu werden.

Da wie ich gelesen habe, das Weibchen die Außenränder des Reviers verteidigt, ist das Revier eines "brütenden" Betta Splendens-Paares also beträchtlich.

Ein 54L Becken ist dafür deutlich zu klein!
Die Größe der Becken, die ich benutze sind sehr wesentlich bei den Beobachtungen:
Denk dran, das erste war 2m lang! Also sehr viel Platz außerhalb des Nestrevieres. Das aktuelle ist immer noch 1m lang. In diesem jetzigen wende ich einen Trick an, um das Männchen dazu zu bringen sein Schaumnest nicht genau in der Mitte zu platzieren: An der einen Seite, ist der Filterwassereinlauf parralel zu Oberfläche und der Seitenwand, das bewirkt dort eine "kreisende" leichte Oberflächenströmung, die ausreicht, die Nestbauversuche des Männchens zu vereiteln, da die Blasen relativ schnell wieder weggetragen werden.

So bring ich es dazu, sein Nest weiter weg von dieser Strömung mehr in der anderen Hälfte zu bauen.

Wenn das Weibchen also an der Strömungsseite, wo ich auch füttere, zur Oberfläche kommt ist es ziemlich weit vom Männchen weg.

Also, wenn du sie zusammenlassen willst, dann nur, wenn du ein großes Becken einsetzt. Andernfalls solltest du dich an die allgemein für Betta Splendens genannten Richtlinien halten: Trennen.

Das jetzige Becken, wie auch das damalige 2m Becken sind übrigens ganz normal volleingerichtete und eingelaufene Becken.
D.h. Bodengrund 6-10 cm,
Wurzelnde und schwimmende Pflanzen, je mehr und dichter
je besser, Wurzeln und Steine.
Wasserstand war damals übrigens 60cm - 7cmBodengrund -
4cm biz zur Beckenhöhe, also ca. 50 cm.
Beim aktuellen ist die Beckenhöhe 50cm also 40cm
Wasserhöhe.

Ganz kleine Jungfische bewegen sich immer ganz dicht unter der Wasseroberfläche wie "schwebende kleine Geister", größere in allen Wasserregionen. Probleme beim Übergang zur Labyrinthatmung konnte ich keine entdecken. Wenn ein kleiner am Bodengrund ist und nach oben muss zum Luftschöpfen, sieht der nie sonderlich gestresst aus.

Das Männchen ist übrigens nicht lieb

smile.gif

, es folgt seinem
Instinkt, welcher angeboren ist.
Ansehen kann man dem Fisch Ausfälle im angeborenen Verhalten leider nicht. Es ist auch nicht "bös", wenn es ein anderes Männchen oder Weibchen beim Versuch es aus dem Revier zu verjagen umbringt. Es kann nicht anders, da es in seinen Instinkten gefangen ist und der andere bei einem zu kleinen Becken einfach nicht aus dem Revier verschwinden kann.

Aber, wenn du nicht eine "wirtschaftliche" Zucht durchführen willst, es also nicht auf die möglichst große Menge an großgezogenen Jungfischen ankommt, so wird dir eine gute Schwimmplanzendecke dicht beim Schaumnest gewährleisten, dass, selbst wenn der "Papa" nicht so "lieb" ist, er nicht schafft die freischwimmenden Fischchen alle aufzumampfen.

Auch solltest du daran denken, was Andreas gesagt hat:
Irgendwann musst du Fische aussiedeln, um den Besatz nicht entgleisen zu lassen. Darauf musst du dann vorbereitet sein bevor Fische zu Schaden kommen.

Was mich noch von den erfahrenen Betta Splendens-Haltern des Forums interessieren würde:

Gibt es noch andere, die das weitergehende Brutpflegeverhalten des Männchens - Junge einsammeln mit Flossenschwirren, jung die freiwillig zum Maul schwimmen,... - beobachtet hat.

Da damals die Jungen - für mich sah es jedenfalls eindeutig so aus - auf das Wellensignal mit Schwimmen zum Männchen reagiert haben, sollte das eigentlich kein seltenes schwach ausgeprägtes erhalten sein, sondern ein recht gefestigtes bei Betta Splendens. Immerhin kooperieren da Elterntier und Jungfische miteinander.

Letzteres schient für mich auch darauf hinzuweisen, dass das brutpflegende Tier, das Männchen, wohl normalerweise nie seine Jungen behelligt, jedenfalls nicht solange sie noch relativ klein sind.

Tschüss
Erich

Tschüss
Erich Willems






URLhttp://www.bettasplendensforum.de/index.php?showtopic=1079&st=20&p=8439&#entry8439



Die Freiheit des Einen hat ihre Grenze an der Freiheit des existierenden Anderen. {Uralter ethischer Grundsatz in vielen Formulierungen}