Dieser Text schlummert jetzt schon in der Fertigstellungswarteschlange seit 2010 bald 3 Jahre rum, ohne dass ich mich weiter darum gekümmert habe. Ich habe ihn jetzt so wie er ist öffentlich gestellt, damit ich den notwendigen Druck spüre Wink ihn fertigzustellen. Bis dahin sehe man mir den provisorischen Zustand des Textes nach.

Hintergrundinformation zu Teichen bzw. stehenden Kleingewässern

Da es hier um einen naturnahen Teich für die Kleinfischhaltung geht und nicht um Schwimmteiche, Zierteiche oder ähnliches will ich in dieser Rubrik versuchen, die Merkmale sogenannter natürlicher Kleinstillgewässer zu betrachten und darüber zu einer Erklärung zu kommen, was auf dieser Seite unter naturnah bzgl. eines Gartenteiches und darin gehaltener Fische gemeint ist.

Der Lebensraum

Fische werden über die Evolution - nicht anders als alle Lebewesen - wesentlich geprägt durch ihren Lebensraum:

Entsprechend bilden sie lebensraumtypische Grundformen/Grundmuster[1], die nicht von der Verwandschaft sondern eben von den Notwendigkeiten eben dieses Lebensraumes im Sinne eines Optimierungsprozesses abhängen, wie beispielsweise ein abgeflachter Rücken mit einer nach unten abgesenkten Schwanzhaltung und oberständigem Maul für Fische der Grenzfläche Luft/Wasser oder einer kleinen Körpergröße bei Fischen kleinräumiger Gewässer wie kleine Wasseransammlungen oder flache schmale Seitenarme der Flusssystem und großen Fischen bei großräumigen Lebensräumen wie das freie Wasser großer Seen und Flüsse.

Zu den den Wasserlebensraum bestimmenden Faktoren gehören

  1. die physikalisch chemischen Eigenschaften wie gelöste Mineralien, Säuregrad, welche durch die Geologie, also die Gesteine und Böden der Region bestimmt werden und auf den osmotischen Organismus Fisch einwirken
  2. Das Gewässerprofil geformt durch die geologische Geschichte sowie durch das Landumfeld mit seinen pflanzlichen und tierischen Bewohner - man denke an Biber, Uferzonen beeinflussendes Großwild, ins Wasser gestürzte Bäume... -.
    Das Gewässerprofil gestaltet grundlegende Lebensräume wie Geröllböden/Höhlungen, flache/steile, seichte/tiefe, schmale/breite Wasserkörper, welche wesentlich sind für eine vielgestaltige Spezialisierung kleiner und kleinster Lebewesen. Es beeinflusst Temperaturschichtungen des Wassers, schützt es vor starken Winden oder setzt es diesen aus, ermöglicht den wirksamen Austausch mit dem Grundwasser oder verhindert ihn von nahezu bis vollständig.
  3. Wasserpflanzenbestände, die als physikalische Objekte das Gewässerprofil mit seinen Höhlungen Spalten mitbestimmen, Schwebestoffe und Plankton aus dem freien Wasser siebend binden, Nährstoffe dem Wasser entziehen und selbst als Nährstoffbasis für Wasserlebewesen dienen und für Landlebewesen, die dadurch Nährstoffe vollständig aus dem Wasserkörper entfernen.
  4. Das Landumfeld mit seinen pflanzlichen und tierischen Akteuren
    wirkt auf das Gewässerprofil durch Wurzelgeflechte, umstürzende Bäume, umgestaltende Wirkung der Aktivitäten der Tiere,
    auf den Nährstoffgehalt
    - anreichernd durch hineinwehende Pflanzenteile, im Wasser sterbende Tiere, Wind- und Wassererosionen
    - reduzierend/klärend durch Landtiere, die aus dem Gewässer Nahrung aufnehmen (Bsp. Schwäne, die bis zum Herbst den kompletten Wasserpflanzenbestand abernten und damit aus dem Gewässer wegtransportieren können -
  5. und nicht zuletzt das lokale Klima, welches über den Pflanzenwuchs, das Plankton und die Fische selbst direkt beeinflusst.
    Es bestimmt über Winde und Regen die Wasserumwälzung, über Sonneneinstrahlung die Wassertemperaturschwankungen und die verfügbaren Wärmemengen die der Entwicklung der Fischeier, Fischlarven sowie den Lebensprozessen der Erwachsenen zur Verfügung steht. Es erlaubt den Gasaustausch mit der Luft oder versperrt ihn durch Eisabdeckung.

Die Mischung all dieser Faktoren bestimmt den konkreten lokal ausgebildeten Wasserlebensraum und erlaubt die Lebensräume bis in beliebig verwirrende Detaillierungen hinein zu fraktionieren.

Dabei gilt im Allgemeinen je stationäre oder kleiner ein Organismus ist, an umso detailliertere/speziellere, kleinräumigere Lebensräume ist er angepasst mit dem Extrem der Viren und Bakterien, die sich im Falle einer Bakterien-Ökoart z.B. auf kleinste Strukturen an Unterseiten von Sonnenblumenblättern und den dortigen Schwitzausscheidungen der Pflanze spezialisiert hat.
Umgekehrt, je beweglicher oder größer der Organismus, je unspezifischere großräumigere Lebensräume adaptiert er.

Da Fische - das hiesige Objekt des Interesses - relativ groß und zusätzlich typischerweise sehr beweglich sind, sind sie "Gott sei's gedankt" auf deutlich abstraktere Lebensräume adaptiert und erlauben uns auf einer abstrakteren Ebene zu bleiben Wink.

Lebensraumansprüche

Wie oben schon erwähnt, ist die Fischgröße oft mit bestimmten typischen Lebensraummerkmalen assoziiert.
Dies gilt aber nicht nur für die sich in der Evolution adaptierende die Adultgröße, sondern ebenso für die sich in der Lebenshistorie eines individuellen Fisches ändernden Individualgröße.
So haben schon alleine von der Größe bestimmt die unterschiedlichen Entwicklungstadien einer Fischart unterschiedliche Lebensraumansprüche:
So wie ein Eidechsenei in Sand bei bestimmten Temperatursummen, -mindest- und maximalwerten sich entwickeln möchte, die junge Eidechse viele verfügbare kleinräumige Verstecke benötigt, um vor den großen Eidechsen sicher zu sein,
so stellt ein Fischei bestimmte Anforderungen an seinen Lebensraum wie auch die Fischlarve und der Jungfisch jeweils wieder andere Ansprüche stellen, die sich in der Regel von denen der Adulttiere unterscheiden.
Ein Merkmal ergibt sich aus dem - nicht ausnahmelosen - Prinzip: "Kleiner Fisch - kleinräumiger Lebensraum":
Sollen Larven oder Jungfische erfolgreich groß werden - ohne betreuende Eingriffe des menschlichen Halters - so benötigen sie einen ausreichend großen und vielseitigen kleinräumigen Lebensbereich. Nur dieser wird ihnen die benötigte Winzignahrung zur Verfügung stellen

- wir erinnern uns: Winzigtier spezialisiert sich auf Winziglebensraum, also je mehr Winziglebensraum je mehr unterschiedliche Winzigbiotope und damit je mehr unterschiedliche Winzigorganismen in der Produktion dieses weniger winzigen Larvenlebensraumes Wink -

und da ein großer Fisch einen großräumigen Lebensraum benötigt, wird dieser kleinräumige Larvenlebensraum auch ausreichend arm an Bruträubern sein.
Eine Fischlarve im freien Wasser eines Flusses oder Sees hätte wenig Chancen groß zu werden bevor sie gefressen würde.
Da die Adulten ihre Eier ja in den passenden Eilebensräumen abgeben und unter Umständen auch ihre Larven oder gar Jungfische in ihren Larven- und Jungfischlebensräumen betreuen müssen, ist schonmal klar, dass diese Teillebensräume des Lebensraumes der Adulten sind.
Wegen des Prinzips: "groß-groß" wird aber im Allgemeinen der normale bzw. typische Adultlebensraum von dem der Larven abweichen.
Die Adulten Tiere werden also in Laich-/Brutruheperioden den spezifischen Ei-/Larven-Lebensraum verlassen und ihnen angemessenere aufsuchen.

Ein vollständiger Lebensraum für eine Fischart müsste also 3 bis 4 unterschiedliche Teillebensräume beinhalten:

  • Eilebensraum
  • Larvenleensraum
  • Jungfischlebensraum
  • Adultlebensraum.
    Dabei scheint die Anforderungsmenge an die Lebensräume von oben nach unten abzunehmen.

    Zusätzlich zu diesen identifizierbaren Teillebensräumen kommen über den bestimmenden Lebensraumfaktor Klima unter Umständen saisonal determinierte Teillebensräume hinzu die durch

  • Niedrig/Hochwasser,
  • Kalt-/Warmzeiten,
  • Sauerstoffarmut/Sauerstoffreichtum,
  • verschlammende/wasserführende bzw.
  • austrocknende/wasserführende Lebensraumzeiten
    geprägt sein können.
    Manchen wird es überraschen, aber auch solche erwartungsuntypischen Lebensräume wie die letzten 3 werden von Fischen erfolgreich besiedelt. Selbst Europa kennt Spezialisten für solche Lebensräume, wie z.B. Karauschen und Hundskopffische.


    1. Wobei die Beziehung aber nicht einseitig sein muss in der Form "Lebensraum determiniert Lebewesen", wenn dieses auch oft vereinfachend in dieser passiven Sicht auf den Organismus dargestellt wird. Es gibt auch die Möglichkeit zu "Lebewesen determiniert Lebensraum" wie z.B. der Regenwurm, welcher den Boden an seine Bedürfnisse anpasst, oder den Biber, welcher seinen Lebensraum durch Damm-/Wasserbau an seine Lebensbedürfnisse anpasst. In beiden Fällen wirkt der angepasste Lebensraum natürlich auch wieder selektierend auf den Gestalter zurück. Eine andere Art der umgekehrten Beziehung stellt es dar, wenn die genetische Ausstattung einen Organismus entstehen lässt, welcher in seinem aktuellen Lebensraum evtl. weniger gut zurecht kommt, als seine Verwandten, durch aktives wanderndes Suchen aber einen Lebensraum aufsuchen kann, in dem er besser zurecht kommt als seine Verwandten. Hier hat dann nicht der endgültige Lebensraum den Organismus determiniert, sondern die vorher entstandenen Eigenschaften eines Organismus haben ihn für einen Lebensraum prädisponiert, den er dann aufgesucht, besiedelt hat. Beispiele dazu ergeben sich aus neueren Untersuchungen zu der Rolle, die Art-Hybridisierungen bei der Artbildung spielen können. Die Buntbarsche in den afrikanischen großen Seen z.B. hybridisieren oft und die diese Arthybriden zeigen oft deutlich andere Morphologische Proportionen/Merkmale als ihre jeweiligen Eltern. Diese deutlichen Unterschiede machen sie dann potentiell für bisher in ihrer Umgebung unbesetzte/schlecht besetzte Teillebensräume besser geeignet als für die Lebensräume ihrer Eltern. Entsprechend können sie diese dann aktiv auswählend/aufsuchend besetzen und wenn sie ähnliche Partner finden das Rad wieder umkehren und sich immer besser in diese einnischen lassen durch die selektierenden Prozesse der Evolution.
      Damit schließt sich also ein Kreis in der Form: "Lebensraum determiniert Lebewesen" ⇒ "Lebwesen wählt Lebensraum" ⇒ "Lebwesen determiniert Lebensraum" ⇒ "Lebensraum determiniert Lebewesen"




  • Religion wird aufgrund ihres massenhaften Auftretens nicht als Krankheit definiert. Heilung kommt somit leider selten und eher spontan vor. {nach Raymond Walden}