Worum geht es hier
Wie der Titel schon sagt, geht es in dieser Rubrik bzw. diesem "Buch"
(weitere "Bücher" auf ShuiEro unter Bücher) um das Verhalten von Fischen, also das, was Lebewesen eigentlich faszinierend macht.
Allerdings habe ich den Anteil "Fisch" im Titel nur mit Bauchschmerzen hingenommen, weil das Hauptthema auf ShuiEro eben
Macropodus ocellatus ist, eben eine Art von Lebewesen, die man ja landläufig als "Fisch" klassifiziert und darunter eine Abgrenzung zu sich selbst als einen Vertreter der landlebenden Tiere versteht.
Diese Abgrenzung ist in biologischer Hinsicht allerdings ziemlicher Unfug, den heutzutage jeder sofort erkennen würde, wenn man, wie in noch gar nicht soweit zurückreichender Zeit tatsächlich tat, versuchen würde, auch einen Biber als Fisch zu klassifizieren. Jeder würde dann sofort mit Inbrunst der Überzeugung feststellen, dass ein Biber doch gar kein Fisch ist, sondern viel näher mit uns verwandt, eben ein Säugetier.
Der landläufige Klassifikationsbegriff Fisch entstammt einem Alltagsklassifizierungssystem, welches damit die im Wasser lebenden Tiere von denen die nicht im Wasser leben abgrenzen wollte, während sich heute eine biologische Klassifizierungssicht in die Alltagssprache hineindrängt aber nicht irgendeine Klassifizierung wie z.B. nach Lebensräumen, Fertigkeiten oder ähnliches sondern eine über die Verwandtschaftsbeziehungen der Lebewesen.
Schaut man sich nun diese Verwandtschaftsbeziehungen genauer an (siehe unten in der Grafik - Java muss aktiviert sein -), dann bekommt man sogleich ein Problem mit dem Begriff "Fisch".
DBL-KLICK: Hole neue Taxo-Umgebung; SHIFT-CLICK: Erweitere Sichtbereich (Knoten bekommt roten Kreis);
Maus gedrückt halten und über Element bewegen: verschiebt und fixiert;
CTRL-CLICK: fixiert/löst das Element; CLICK in leerem Bereich hält an Die Bildrate ist abhängig von der Knotenzahl und Leistungsfähigkeit der Browser-Umgebung.
In obiger Grafik (mit Maus über die Elemente vergrößert die Texte!) findet man die landlebenden Wirbeliere unter den Tetrapodomorpha, den Karpfen unter den Actinoptherygii. Beide haben als einen gemeinsamen Vorfahren einen Vertreter der Knochenfische (Osteognathostomata bzw. Osteichthys). Wollte man also Fische im Gegensatz zu den Landwirbeltieren setzen, könnte man versuchen, die Actinoptherygii als "die Fische" zu verstehen. Dann hätte man allerdings das Problem: Was sind dann die auf der Seite der Sarcopterygii befindlichen noch lebenden Vertreter wie
Lungenfische und
Quastenflosser? Die wären dann keine Fische. Oder die Knorpelfische mit den Haien, sie haben aber früher den Verwandtschaftskreis verlassen, wären also auch keine Fische.
Man sieht, das geht schlecht, jeder wird einen Hai als eine Fisch ansehen wollen genauso wie auch einen Lungenfisch und einen Karpfen.
Dann bleibt aber nur alle Eugnathostomata als Fische zu bezeichnen und dann wird's eben wieder lustig, denn dann sind die Biber auch Fische, denn sie stammen alle von den Eugnathostomata ab und natürlich der Rest der Säugetiere mit den Menschen auch

. Und wenn man es biologisch genau nimmt, dann stimmt dieses auch genauso: Säugetiere sind eine kuriose Form von Fischen, die auf dem Land leben.
Nun, das erklärt, warum ich das "Fisch" in der Überschrift nur mit Bauchschmerzen aufgenommen habe und es macht noch einen anderen Grund deutlich:
Der Titel "Fischverhalten" suggeriert, es gäbe etwas grundsätzlich unterscheidbares zwischen dem Verhalten der Tiere, die wir als Fische bezeichnen und z.B. den Säugetieren, Echsen, Vögeln, das nicht in den Eigenschaften des Lebensraumes (Wasser/Land) begründet ist, sondern in der Zugehörigkeit zu der Gruppe der "Fische" und der Landwirbeltiere. Und tatsächlich besteht ja die verbreitete Überzeugung, ein "Fisch" sei im Vergleich mit einem Landwirbeltier ein "primitiveres" Lebewesen mit entsprechend geringer geistiger Kapazität.
Ein Fisch hat nunmal keine Mimik, kann in der Regel den Kopf nicht auf einem Stil (Hals) sitzend hin und her drehen und macht den Mund andauernd auf und zu und wirkt damit typischerweise für die menschliche Wahrnehmung nicht sonderlich intelligent, eben primitiv.
Wie man aber oben sieht, gibt es keine aus der Verwandtschaft ableitbare rationale Begründung zu der Annahme, das Verhalten bzw. Verhaltenstrategien der "Fische" müssten sich von denen der Landwirbeltiere grundsätzlich unterscheiden. Landwirbeltiere sind seltsame landgebundene Fische.
Es gibt auch keinen rationalen Grund, warum das zentrale Nervensystem, welches der Hai, der Buntbarsch genauso wie die Maus von den Eugnathostomata geerbt und über eine gleich lange Zeit evolutionsmäßig weiter entwickelt haben nur bei den Landwirbeltieren zu mehr als zu relativ einfachen Leistungen fähig sein sollte. Auch aus der Größe dieses Gehirns oder seiner Morphologie wird man solches nicht wirklich begründen können. Jeder Softwareentwickler weiß, es gibt viele Möglichkeiten, Programme zu schreiben, die vergleichbares leisten, sich aber stark sowohl in quantitativer wie in strukturierungsbezogener Größenordnung unterscheiden können und das gilt nicht nur für symbolisch arbeitende Programme sondern genauso für neuronale Netzwerke.
Aussagen wie:
"Fische sind primitiver als Landwirbeltiere" oder
"Fische sind vorwiegend genetisch gesteuerte Automaten mit nur geringen Fähigkeiten der Verhaltensadaption (Lernen im weiteren Sinne)". sind also rational nicht begründbar. Vor allem die Aussagen wie "primitiv", die so tun, als gäbe es eine Entwicklungsrichtung der Lebewesen von primitiv zu weniger primitiv sind eine vollkommen willkürliche und falsche Begrifflichkeit: Der Prozess der Evolution kennt keine Richtung, er lässt zu, dass sich Einzeller zu Krebsen entwickeln genauso wie er zulässt, dass sich Krebse zu undifferenzierten pilzgeflechtähnlichen Wesen weiterentwickeln. Alle jetzt lebenden Lebewesen haben gleichviel Zeit in ihre Entwicklung investiert, egal ob das ein Pantoffeltierchen, ein Mensch, ein Karpfen oder ein Pilz ist.
Alle jetzt lebenden Wesen sind relativ gut an ihre aktuellen Lebensbedingungen angepasst aber niemals optimal. Alle Anpassungen der jetzigen Lebewesen stammen aus der Vergangenheit, sind also immer mehr oder weniger veraltet.
Warum all dieser Text?
Ich wollte deutlich machen, dass
niemand erwarten oder annehmen sollte, dass das Verhalten der Tiere, die wir landläufig als Fische bezeichnen weniger komplex und reichhaltig sein müsse als z.B. das der Landwirbeltiere. Fische nutzen mehr und komplexere Lebensräume als die kleine Untergruppe der kuriosen Landfische

(Landwirbeltiere). Die Komplextät und Flexibilität ihres Verhaltens dürfte dabei eher von den Lebensraumanforderungen bestimmt sein als von der Tatsache, dass ihr Gehirn dem unseren (Säugerhirn) nicht sonderlich ähnlich ist.
Hier geht es also um das überraschend komplexe und reichhaltige Verhalten der Fische mit Ausnahme der Tetrapoden in Übersichtsform.
Jede Seite beschreibt dabei ein siolierbares Thema, welches als Klassifizierungstag verfügbar ist.
Mein Absicht ist dann, die konkreten Beobachtungen, die ich in Teich und Aquarium insbesondere bei den
Rundschwanzmakropoden mache den Seiten zuzuordnen, bei denen ich meine, Aspekte des beschriebenen Verhaltens erkannt zu können.
Es wird dann also möglich sein, die Beobachtungen an den Rundschwanzmakropoden klassifiziert nach Verhaltenskontexten zu durchforsten.