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Siehe Teichprotokoll
Über Nacht ist das Eis auf den Teichen vollständig aufgetaut, so dass heute wieder vollkommen ungehinderte Sicht ins Wasser möglich war.
Und prompt waren mit dem Fernglas sowohl in Teich 2 als auch in Teich 1 jeweils eine kleine Gruppe von Rundschwanzmakropoden (Macropodus ocellatus) auszumachen neben den immer allgegenwärtigen Stichlingen.
In Teich 2 konnte ich ein Paar der Kupferklaner beobachten, wie es im "Gänsemarsch" - das größere Männchen voraus und ein kleineres Weibchen hinterher (bei geduldigem Beobachten lassen sich auch im Winter Männchen und Weibchen recht sicher unterscheiden, vor allem, wenn sie nebeneinander stehen. Erstens an den auch im Winter immer noch längeren unpaaren Flossen der Männchen und zweitens an der Kopf-Maulform. Männchen haben ein breiteres Maul, wodurch Weibchen spitzköpfiger/Spitzmäuliger wirken) - gemächlich am Teichboden entlangwanderte um zwischendurch immer mal stehen zu bleiben und irgendetwas am Teichboden zu inspizieren bis sie dann endlich in ein Polster aus längeren Fadenalgen eintauchten, womit ich sie aus den Augen verlor.
Also schwenkte ich mein Fernglas hinüber zum Teich 1, und prompt ohne viel Mühe war auch hier schnell eine Rundschwanzmakropodengruppe ausgemacht: Die Gruppe bestand aus 5 adulten prächtig strammen gut genährten Tieren, die etwa 10cm unter der Wasseroberfläche unterwegs waren. Auch diese Gruppe war zumeist im "Gänsemarsch" unterwegs, löste aber die Ordnung immer wieder auf, wobei jedes Tier einen anderen Pflanzenstengel zu inspizieren schien. Diese Gruppe verschwand nicht aus den Augen, hielt sich freundlicherweise immer im gut einsehbaren Wasserbereichen auf bis ich meine Beobachtung abbrach. Es war eine Mischgruppe aus Kupfer und Grauklaner, soweit es auf die Entfernung erkennbar war.
Außer obiger Beobachtung gelang mir noch eine weitere heute und zwar konnte ich einen diesjährigen Stichling (Pungitius pungitius) in Teich 2 in der hauswandseitigen Schilfzone beobachten, wie er sich abmühte einen kleinen etwas 10mm SL langen Jungfisch zu verspeisen. Das Fischchen war tot und am Kopf von den Bissen des Stichling bereits etwas zerfranst. Das es aber für das Maul des Stichlings zu groß war, konnte er es nicht auf einmal verschlucken, sondern war gezwungen es langsam zu zerlegen.
Es zeigte mir, dass die Rundschwanzmakropoden aus Teich1/2 also wirklich geschafft hatten im späten Jahr noch einige Junge durchzubringen, nachdem ich ihnen mit Hilfe der Wasserlinsen Schutz vor den Teichfröschen (Rana kl. esculenta) verschafft hatte. Und es zeigt nochwas:
Im Sommer konnte ich nie beobachten, dass sich einer der Stichlinge an Jungfische heranmachte, die gegen 10mm herangewachsen waren. Nur in einer Situation stürzten sich die Stichlinge im Rudel auf Jungfische dieser Größe, nämlich, wenn diese Jungfische sich seltsam bewegten, so dass sie mir als Beobachter den Eindruck vermittelten es sei etwas mit ihnen nicht in Ordnung. Solche zogen sofort die Aufmerksamkeit der umgebenden Stichlinge auf sich, die dann vereint im "Rudel" diese Fischchen erbeuteten und Stück für Stück zerlegten. Normal sich verhaltende Jungfische wurden immer ignoriert.
Heute der Stichling hatte aber einen sogar noch etwas größeren Jungfisch erbeutet.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Das Fischchen war aus irgendeinem Grund von selbst gestorben und der Stichling hat es nur entdeckt (Ich weiß, dass Jungfische dieser Größe kein grundsätzliches Problem mit vereisten Wintern haben)
2. Es lebte und der Stichling hat es erjagt.
Im 2. Fall würde ich aus den Beobachtungen der Stichlinge im Teich schließen, dass dieser Jungfisch dem Stichling bewegungsgestört und damit als erjagbar erschienen sein muss.
Was plausibel wäre, da die Jungfische der Rundschwanzmakropoden im kalten Wasser tatsächlich sich umso mühsamer wirkend bewegen, je kleiner sie sind (weit ausholende Schlängelbewegungen). Auffallen tut dies aber nur, wenn sie es eiliger haben und nicht ruhig nach Nahrung suchend unterwegs sind. So könnte ich mir vorstellen, dass dieses Fischchen dem Stichling einfach zufällig zu nahe kam und dann wie üblich mit schneller Flucht reagiert hat. In kaltem Wasser schafft er diese schnelle Flucht aber nur über weit ausholende schwanzgetriebene Schlängelbewegungen die recht auffällig sind. In dem Moment dürfte er dann wohl die Aufmerksamkeit des Stichlings gefesselt haben, was dann wohl das Ende des Jungfisches bedeutete, da die Stichlinge einmal gefesselt nicht so schnell nachlassen beim Austesten der Fluchtfähigkeit.
Wenn dem so war, so zeigt es, dass Jungtiere von Macropodus ocellatus die allzu spät im Jahr das Nest verlassen haben entweder auf sehr dicht verkrautete oder andersartig eng strukturierte Gewässerbereiche angewiesen sind in denen sie trotz ihrer Bewegungseinschränkung gut geschützt sind oder sich möglichst oft gut versteckt "schlafen legen" sollten.
Ich weiß, dass sie sich häufig wie die Adulten in Algenpolster hineingebohrt schlafen legen. Im Mittel sind sie aber normal aktiv unterwegs. Möglicherweise ist es ja ein Optimieren zwischen verstecktem Schlafen zur Fressfeinddruckreduktion und Aktivitätsphasen im Winter zur Nahrungsaufnahme?
Für adulte scheint das aber nicht zu passen. Sie sind von eiskaltem Wasser genausowenig bzw. genausoviel wie die Stichlinge bewegungseingeschränkt, eher aber weniger als die Stichlinge. Warum?
Adulte Rundschwanzmakropoden bewegen sich bei zügigem schwanzflossengetriebenem Schwimmen weniger geschmeidig als im Sommer und erinnern im Winter eher an kleine Karauschen - bewegungsmäßig -. Auf der Flucht, wenn man sie aufschreckt, schießen sie zwar wie die Stichlinge auch großamplitudig schlängelnd aber voll orientiert und koordiniert in ihre Verstecke. Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) in gleicher Situation und winterlich kaltem Wasser aber zeigen wenigstens genausoviel Bewegungseinschränkung in schneller Flucht indem sie auffällig großamplitudig schlängelnd wegschießen zusätzlich aber hab ich schon mehrfach erleben dürfen, dass sie dabei oft nicht in der Lage sind, sich ausreichend zu koordinieren und zu orientieren, um nicht gegen die Teichwände oder andere Gegenstände die im Weg sind zu prallen. Stichlinge (Gasterosteus aculeatus) in dieser Situation wirken oft wie Frösche, die quasi blind gegen alles andonnern, etwas wenden und gegen das nächste Hindernis donnern bis sie sich soweit entfernt haben, dass sie sich sicher fühlen. Im Sommer würde ihnen sowas nicht passieren. Nun und wie gesagt, den adulten Rundschwanzmakropoden passiert sowas im Winter auch nicht. Daher scheinen sie mir eher weniger kaltwasserbewegungsbeeinträchtigt als die Stichlinge.
Wie erwartet zeigten sich die juvenilen Rundschwanzmakropoden im Teich der Koreaner in dem gerade vom Eis frei gewordenen und so einsehbaren Wasser normal aktiv.
Die Jungtiere ab einer Größe von etwa 25mm bis 30mm SL huschten als ich zum Teich kam sofort ins Tiefe Wasser in Deckung. Die kleineren noch nicht so scheuen gingen nach einer Minute ruhigen Sitzens meinerseits wieder ihrem normalen Geschäft nach, was eindeutig die Nahrungssuche war. Sie bewegten sich brustflossengetrieben über den Boden oder an anderen Strukturen entlang, inspizierten sie genau und schnappte ab und an mal was davon auf.
Und denn, man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird, und zwar nicht von Einzelnen, sondern von der Masse. In Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten, überall ist der Irrtum oben auf, und es ist ihm wohl und behaglich, im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist. -Oft lehrt man auch Wahrheit und Irrtum zugleich und hält sich an letzteren. {Johann Wolfgang von Goethe}