Wer heute auf die Demokratie schimpft, dem wird morgen der Marsch geblasen. {Werner Mitsch}
Aquarium Bestand/623
Zeit: 14:11h
Ph: 6.8-7.2
KH: 6°
GH: 10°d
WT: 23°C
Seit wenigstens 30 Minuten ist das A-Pärchen mit dem Ablaichen beschäftigt.
Als Ablaichplatz hat das A-Männchen den Platz rechts neben dem zweiten hinteren Moospolster (A-Abteil/linkes Abtail) ausgesucht.
Dieses Polster befindet sich ungefähr in der Mitte der Aquarienoberflächentiefe also so ca. 25cm von der Frontscheibe weg.
Der Platz ist gut einsehbar, das Paar stört sich an meiner Anwesenheit nicht ein bisschen. Nur wenn ich mit dem Fotoapparat herankomme, werden sie unruhig und ziehen sich nach hinten links hinter das Moospolster zurück.
Daher habe ich mich darauf beschränkt, einen einzigen eierabgebenden Laichvorgang zu filmen.
Alles läuft vollkommen entspannt und gemächlich, absolut agressionsfrei ab. Beide Tiere halten sich kontinuierlich auch in zwischen den Laichvorgängen immer in 10cm bis 15cm Nähe zueinander auf.
Das Männchen trägt entspannte Dunkelfärbung.
Das Weibchen trägt kontinuierlich hell kremige Laichfärbung nur unterbrochen durch die rußigen unregelmäßig verteilten "Sommersprossflecken" diese Weibchens.
Die Eiabgabe erfolgt immer so, dass die aufsteigenden Eier genau unterhalb eines ca. 2cm breiten Valisnerienblattes landen.
Da Valisnerienblätter schmal starr und leicht schräg fluten, driften sie aber immer mit der Zeit langsam zum Rand an die Wasseroberfläche.
Alle Eier werden gesammelt und dann an den Platz dieses Blattes, wo sie sich alle nach dem Driften sammeln ausgespuckt.
Die Fertigkeit; das Männchen ist geschickter, das Weibchen weniger vor allem bei der Abgabe gesammelter Eier aus dem Maul. Das Weibchen scheint dabei doch rechte Probleme zu haben, es wirkt etwas mühsam "Kauend" aber letztlich doch auch immer erfolgreich.
Die Motivation: Des Eisammelns ist beim Männchen ganz klar im Vordergrund, während beim Weibchen es wie nebensächlich wirkt.
Letztlich beschäftigen sich aber immer beide mit dem Zusammensammeln, wobei das Weibchen sich zum Sammeln weiter vom Laichzentrum entfernt als das Männchen. Verschwindet dabei das Weibchen aus dem Blickfeld des Männchens - z.B. hinter dem Moospolster -, so zeigen beide, sobald der Sichtkontakt wieder hergestellt wird, wie zur gegenseitigen Begrüßung entspanntes und relativ nachlässiges Körper/Schwanzwedeln bis sie sich kurz berührt haben.
Dieser Vorgang ist aber nur so im stereotypen Ablauf, wenn er bis zur Eiabgabe führte.
Zwischendurch gibt es häufige, leichte Körperkontakte, bei denen sie einfach dicht aneinander vorbeistreifen. Beide scheinen dabei nicht das Ziel des Einleitens einer Eiabgabe zu haben, sondern sich einfach berühren zu wollen. Oft ist dieses auch verbunden mit leichten Kopf/Schwanzwedeleien. Die Absicht einer Laichabgabe war dem Weibchen bei der Annäherung immer exakt voraussagbar anzusehen. Die streifenden Berührungen sind von einer klar anderen Art.
Auch kommt es häufig zu tatsächlichen Laichvorgangseinleitungen, die aber an beliebiger Stelle des obigen Ablaufes abbrechen können.
Hierbei ist nach meiner Beobachtung nie! eine "Nicht gelungene Umklammerung" die Ursache - ich konnte auch mehrmals die Laichabgabe sehen bei einer wirklich nachlässigen Umklammerung, wo ich schon dachte, dass das Weibchen gleich den Kontakt ganz verliert und nach unten rausrutsch. Einmal war sie gar so locker, dass das Weibchen vom Männchen mit dem "Kopf" und der Schwanzwurzel nur noch so grade am Bauch gehalten wurde. Trotzdem kam es problemlos zur Abgabe von Eiern, die gemütlich bis zum Männchen hoch und weiter "rieselten".
Nein,
Ursache der Unterbrechung war immer das Männchen selbst und zwar nicht weil etwas nicht gelungen war in diesem Vorgang, sondern ganz offensichtlich aus der
Das Hauptmotiv des Männchens und sein Hauptaugenmerk scheint die ganze Zeit über das Sammeln und Sortieren der Eier zu sein. Gelaicht wird immer wie eine eigentliche Ablenkung, der man halt wegen der Nachdrücklichkeit des Weibchens nachgibt.
Entsprechend war immer! Ursache eines abgebrochenen Laichvorganges das Männchen.
Man konnte so richtig beobachten, wie es während der Antwortreaktionen auf die Laichaufforderungen und Handlungen des Weibchens weiterhin die Gegend nach Eiern mit den Augen inspizierte und schien ihm eines in der Nähe unpassend, dann löste es sich schlicht aus den Laichhandlungen, holte das Ei und platzierte es wie es sich gehört. Manchmal gar konnte ich schon voraussagen, dass ein eingeleiteter Vorgang vom Männchen wieder agebrochen würde, weil ich wusste, dass es noch Eier im Maul hatte. In dem Fall war es sicher, dass es irgendwann, manchmal selbst dann noch, wenn sie sich in der Umklammerung schon gedreht hatten, einfach abbrach und die Eier erstmal deponierte.
Also:
Keine Anstalten des Männchens irgendein Schaumnest zu erzeugen.
Es wird zwar immer mal wieder in tiefen Zügen Luft aufgenommen, diese wird aber zum Großteil dann einfach nach hinten über die Kiemen als zwei große Blubber abgegeben und nur ganz wenig in vereinzelten Bläschen unkonzentriert in der Nähe der Eisammlung entlassen. Sie halten nicht lange.
Verglichen mit den Macropodus opercularis letztes Jahr im Teich, wo das Männchen stundenlang und ununterbrochen beschäftigt war, 10cm weg vom Nest Luft zu holen, zurück zum Nest abgeben und sofort wieder zurück Luft holen usw. unermüdlich und bewundernswert ausdauernd und schnell wirkt das, was bei diesem M.ocellatus-Männchen von dieser Tätigkeit übrig ist, wie eine ferne Erinnerung, die ab und an eingestreut wird aber ohne wirkliche Funktion.
Entsprechend ist es in dem Nestbereich auch recht gemütlich zugegangen. Keine Hektik des Männchens, kein permanentes Pflegen von Schaum und auch kein andauerndes Pflegen der Eier. Alles geht recht beschaulich zu.
Jetzt um 15:22h ist das Ablaichen beendet!
Wie wurde es beendet?:
Das Männchen schien davon gar nichts mitzubekommen und sortierte seine Eier weiter, es schaute einmal kurz herüber, als das Weibchen nach unten verschwand und sortierte weiter.
Jetzt, da ich in diesen Satz angekommen bin, kam das Weibchen links von unten wieder aus den Pflanzen:
Umgefärbt dunkel versuchte es hoch ins Moos zu ziehen. Das Männchen sah es, spreizte alle Flossen unternahm sonst aber nichts. Das Weibchen drehte wieder um nach unten. Alle weiteren Versuche wieder aus den Büschen zu kommen wurden vom Männchen in gleicher Weise durch kurzes spreizendes Innehalten vereitelt. Sonst geht'S weiter gemütlich am Nest zu. Keine Hektik.
Das Mäncnhen ist deutlich nicht überfordert mit notwendiger Pflegeaktivität.
Eher ruhig schaut es, ob noch irgendwo Eier an falschem Platz sind und sammelt sie gemütlich ein.
Mit Schaumblasen beschäftigt es sich eigentlich gar nicht, schon eher versehentlich .
Das Männchen kümmert sich um die Eisammlung selbst nicht. Es sucht gemütlich in der Umgebung nach falsch platzierten Eiern und bringt sie dorthin. Mehr nicht.
Die Eisammlung selbst treibt einlagig an der Wasseroberfläche von allen Seiten durch flutenden Pflanzen auf ca. 2cm Kreisdruchmesser zusammengehalten. Wieder nicht mehr.
Ich sehe keine Aktivitäten des Männchens, sich mit den korrekt platzierten Eiern zu beschäftigen. Entsprechend werden daraus bisher auch keine Klumpen aktiv durch das Männchen gebildet. Sollten sie in dieser Phase verklumpen, so müssten die Eier das schon selbst bewerkstelligen. Da sie aber ganz klar nicht eigenständig aneinander haften, liegt es an der Wasserchemie (Werte siehe oben) oder es muss eben aktiv durch das Männchen bewerkstelligt werden, was bisher nicht passiert! oder sie sollen gar nicht verklumpt sein. Also bisher (15:50h) hat das Männchen ein faules entspanntes Dasein gemessen an eine mit echtem funktionstüchtigen Schaumnest: Es erneuert keine Blasen, es beschäftigt sich so gut wie gar nicht mit der Eisammlung. Es schaut sich die Gegend an - evtl. ob da jemand zu vertreiben sei. Zwischendurch sucht es gemütlich mal wieder Eier, die es noch nicht gefunden hatte oder die möglicherweise wieder verdriftet sind. Es findet jedenfalls dann meist welche... Aber alles ist ruhig, keine anstrengende Tätigkeit, die es hat. Aus meinen Sehgewohnheiten richtiger Schaumnestbauer wie Betta oder auch M.oercularis wäre ich jetzt zum Aquarium kommend nie darauf gekommen, dass das Männchen dort ein Nest betreibt! Alles wirkt viel zu beiläufig und mit gemütlichen Pausen zwischendurch und wenn ich mich zu interessiert nähere schläft sowieso alles an Tätigkeit ein,was auf ein Nest hindeuten könnte.
Da war richtig hektische Arbeit des Männchens. Ein ununterbrochenes Aufnehmen Durchkauen und Neudeponieren der Eier. Mit dem alten naiven Blick hätte ich gedacht, da war die Haupttätigkeit der Nestbetreuung.
Jetzt weiß ich:
Die Haupttätigkeit der Nestbetreuung scheint ein vollkommen ruhiges, wenig arbeitsaufwendiges Geschehen zu sein. Die Hektik vor zwei Tagen muss an dem Reifegrad der Eier gelegen haben. Möglicherweise stellt das andauende Aufnehmen und sichtliche Durchkauen der gequollenen Eier eine Hilfe für den Schlupf der Brut dar?!
Jetzt, diese frischen Eier, werden auch wie erwartet schön sorgfältig zentral in einem Nest gehalten, wenn der Pflegeaufwandt gemessen an anderen Schaumnestbauern auch kaum nennenswert ist.
M.ocellatus-Männchen scheinen deutlich weniger Arbeit mit der Nestpflege zu haben.
Und während der ganzen Zeit schwimmen übrigens Jungocellati unterschiedlichen Alters immer mal wieder rum.
...
So es passiert nichts mehr bemerkenswert Neues.
Also beschließe ich diese Beobachtung jetzt und schau mal ob es in späteren Phasen dann zur Bildung von Eiklumpen kommt, schließlich bilde ich mir ein, auf den Bildern letztlich einen identifiziert zu haben. Da jetzt kein Klumpen gebildet wird, hängt dies evtl. an einer bestimmten noch zu erreichenden Phase?! Mal sehen.
Ein spannender Nachtrag:
Gerade sehe ich das Männchen dabei, dass es eine kleine Schnecke entdeckt, sich s-förmig spannt zubeißt, sie wegschüttelt und weiter gleich noch eine zweite wegschüttelt! Könnte es sein, dass es diese zum Schutz der Brut entfernt hat?
Weiteres:
Von oben auf die Wasseroberfläche betrachtet sollte der Nestbereich dieses M.ocellatus-Männchens um ein vielfaches unauffälliger sein als der eines M.operularis. Im Teich konnte ich den Nestbereich eines M.opercularis immer schnell finden. Das andauernde Durchbrechen der Wasseroberfläche zum nestbetreuenden Luftschöpfen war immer auffällig. Hier passiert sowas so gut wie gar nicht. Wenn das Männchen mal die Wasseroberfläche bewegt, dann immer entfernt vom Nest, weil es dort ein Ei aufsammelt. Am Nest selbst gibt es die Eier immer in ~5cm Tiefe ab und ignoriert die Eier im Nest ansonsten vollkommen!
Einschichtige Eilage im Nest ohne Klumpung oder Schaumblasen. Zusammegehanlten nur durch dei begrenzenden Pflanzen | |
Einige einzelne Eier etwas weiter vorne. Sie wedren noch gesammelt und weiter hinten ins Nest transportiert | |
Einer der jetzt schon älteren Jungfische | |
Einer der ganz jungen | |
Der Papa nach dem Ende des Laichens "sagt" grade dem schon lange wieder umgefärbten Weibchen, es solle wieder nach unten in die Pflanzen | |
Männchen unter dem Nest auf der Suche nach entfernten Eiern. |
Wer heute auf die Demokratie schimpft, dem wird morgen der Marsch geblasen. {Werner Mitsch}
Kommentare
20:00h Am Abend
Nach wie vor hektiklose Pflege.
Die Eiersammlung im "Nest" ist bisher kein einziges Mal angerührt worden!
Er greift nie in diese Eier hinein, um sie umzuplazieren oder ähnliches.
Er sammelt nur hektiklos in der Umgebung Eier ein und platziert sie zurück ins Nest.
Dem gleichen Prozess unterzieht er auch die gestrigen ganz Jungen, die sich zwar nicht freiwillig fangen lassen aber trotzdem gesammelt und wie die Eier 5cm unterhalb des Nestes entlassen. Er scheint momentan nicht's zu unterscheiden. Alles wird wie Eier behandelt die ins Nest müssen. In dieser Phase differenziert er also nichts.
Zwischendurch kam das Weibchen mal hochgeschlichen, fing sich einen Jungfisch, brachte ihn Richtung Nest und entließ ihn wieder, als das Männchen klar "sprach" "Verzieh' dich!".