Die dümmsten Märchen nennt man Religion. {Erhard Blanck}
Aquarium Bestand/623
WT: 24°C
Vorgestern war Wasserwechsel auf 15°C :MOc: Aq:21.03.10
A-Männchen schwimmt in A-Abteil die gesamte Wasseroberfläche abpatrouillierend.
Zeigt sich das Weibchen, wird es mit Nachdruck aber ohne Rammen oder Beißen wieder in die Büsche nach unten getrieben.
Die Farbe des Männchens ist ein hellerer Ton. Keine Imponierfärbung. Er zeigt diese auch nicht beim Spreizen und Vertreiben des Weibchens.
Vorwiegend und kontinuierlich sucht er die Wasseroberfläche ab. Dort schwimmen weißlich trübe Eier die er rege aufsammelt, mehrmals "durchkaut" und wieder an die Wasseroberfläche spuckt.
Der Vorgang läuft dicht an der Wasseroberfläche wie folgt ab:
die Eier in einem Umkreis von 10cm
Folgendes ist dabei bemerkenswert:
Was im Vergleich zu der Sammeltätigkeit vor zwei Tagen am 23.03.10 deutlich auffällt ist:
Was ich gerade noch während des Schreibens beobachten kann:
B-Männchen versuchte mehrmals aus B-Abteil herüber ins A-Abteil zu kommen. A-Männchen hat das Sammeln sofort unterbrochen und B-Männchen augenblicklich wieder zurück in B-Abteil gejagt. Anders als aber vor zwei Tagen beim Jungfischpflegen blieb er jetzt jedesmal abrupt am Ausgang von A-Abteil stehen und folgte dem B-Männchen nicht ins B-Abteil, so als wolle er vermeiden die Eier aus den Augen zu verlieren.
Die ganze Zeit ist er ohne Unterlass mit der Sammel-Kau-Spuck-Tätigkeit beschäftigt Nase schräg nach oben - zumeist übrigens an der Frontscheibe, was ich ausgesprochen zuvorkommend finde -. Er lässt sich erstaunlicherweise auch nicht aus dem Konzept bringen, wenn ich mich direkt davor setze.
B-Männchen in B-Abteil ist wie die letzten Tage zumeist mit Weibchen-Imponieren beschäftigt. In B-Abteil konnte ich trotz inzwischen geeichter Aufmerksamkeit bisher aber keinerlei Eier oder Jungtiere entdecken, die von diesem Männchen gehegt würden.
Damit hat das A-Pärchen inzwischen schon wenigstens 3 Bruten um sich herum:
- ca 3mm lange dunkler pigmentierte
- ca 2mm lange weißliche (nicht glasig durchsichtig)
- und die Eier
Was man nun erkenne kann - und was ich vorher mit bloßem Auge nicht erkannte, ist der ganz spezifische Reifzzustand dieser Eier.
Es sind Eier unmittelbar vor dem Schlupf bzw grade geschlüpfte Larven die in der Form noch mehr einem Ei gleichen und nur in den Bildern mit Nahaufnahme aus 1cm Abstand als Larven mit Schwänzchen erkennbar sind. Sie sind "unbeweglich". Keine Ahnung wie der Fachbegriff für dieses Stadium ist. Ich nenne die Eier mit Schwänzchen einfach mal Eilarven und die gequollenen Eier noch ohne Schwänzchen Eier vor dem Eilarvenstadium.
Auf den Fotos sieht man, dass es auch noch einen anderen Typ von Eiern gibt. Sie sind deutlich kleiner und bilden tatsächlich die erwartete Klumpung, wie sie Dr. Vierke beschreibt.
Hier zuersteinmal das A-Männchen wieder, dem ich dieses Beobachtungen verdanke ![]() |
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Zwei Eier im Üergang zwischen dem gequollenen Eistadium und dem Eilarvenstadium | |
Auf diesem Foto sieht man links ein gequllenes Ei und ein fertiges Eilarvenstadium. Ganz rechts kleine ungequollene Eier in einem echten Eiklumpen vereint. Es ist gut die deutlich unterschiedliche Größe der im Klumpen gebundenen Eier zu dne gequollenen vor dme Eilarvenstadium zu erkennen, | |
Auch hier nochmal der Eiklumpen und direkt daneben die viel größeren gequollenen Eier unmittelbar vor dem Eilarvenstadium | |
Gequollene vereinzelte Eier, Rechts schon mit ganz kleine Schwanzspitzchen | |
Rechts sieht man sehr schön das sich heraustrennden Schwänzchen während links die Schwänzchen noch in die Eikugel eingebettet sind | |
Die dümmsten Märchen nennt man Religion. {Erhard Blanck}
Kommentare
Was könnte die Ursache für die vereinzende Eipflege sein?
Mögliche Ursachen für diese ungewöhnliche und unerwartete Beobachtung der frei driftenden vereinzelnden Pflege der Eier durch das A-Männchen, die mir durch den Kopf gingen:
Es gibt bestimmt noch mehr vorstellbare Ursachenannahmen.
Nachdem ich aber heute die Bilder aufbereitet/ausgewertet habe zeigte sich:
Er ist durchaus in der Lage, dauerhafte Eiklumpen zu bilden. Die blasen- und klumpenverhindernde Wasserchemie ist damit aus meiner Sicht aus dem Rennen.
Die Klumpenbildung betrifft laut den Bildern aber nur kleine Eier, die noch nicht kurz vor dem Schlupf im aufgequollenen Zustand sind,
während die vereinzelt in verstreuten Kleingruppen gepflegten und dauernd durchgekauten Eier immer aufgequollene Eier bzw. schon Eilarven waren!
Nun, das Genausfallerscheinungen (Genpool-Verengung(Inzucht)) oder sich in engem Genpool in menschlicher Obhut durchgesetzte Gendefekte sich derart Zweckmägikeit nahelegend differenziert auswirken, dass sie kleine Eier in klumpenbildender Pflege erlauben, während diese nur für gequollene Eier verloren gegangen ist, scheint mir so Wahrscheinlichkeitstheoretisch extrem unplausibel.
-.
Und auch der letzte Fall, dass es einfach im natürlichen Repertoir liegt, dass M.ocellatus eben nicht an einem zentralen Nestplatz alle Eier versammelt als Klumpen oder schaumgebunden ist damit aus meiner Sicht raus - war sowieso nur der "Vollständigkeit" halber trotz seiner Unplausibilität von mir aufgeschrieben
Für mich sieht es momentan nach sowas aus:
Das Brutpflegeverhalten der Art M. ocellatus differenziert nach den unterschiedlichen Reifestadien der Eier bzw. Larven.
Und diese Differenzierung behandelt scheinbar nicht die gesamte Brut summarisch nach einem mittleren Reifegrad, sondern geht nahezu individuell auf die Eier und Larven in ihren jeweiligen Reifegraden ein, so das also vom Männchen kleine unreife Eier der selben Brut weiterhin geklumpt werden (Bilder oben), während gleichzeitig aufquellreife Eier gezielt vereinzelt und in einem größeren Bereich an Pflanzenteilen an der Wasseroberfläche verteilt werden.
Welchen Vorteil könnte ich mir Vorstellen:
Junglarven in den ersten Tagen nach aufgebrauchtem Dotter sind extrem auf eine ausreichend Dichte an Futtertieren angewiesen, so dass sie ihre Fangerfolge schnell verbessern können und nicht Gefahr laufen für den Fangaufwandt mehr Energie zu verbrauchen, als der Fang einbringt. Ich vermute tropisch dauerwarme Überschwemmungsflachwasserzonen sind deutlich produktiver bzgl. der Nahrungstierchendichte als Flachwasserzonen gemäßigter Breiten, wo wirklich warme Zeiten kurzperiodisch abgewechselt werden mit kühleren Phasen?! In dem Fall könnte dieses eine Transportstrategie sein, die die Jungfischchen immer wieder an neue Nahrungsplätze (feinfiedrige Pflanzen) transportiert aber ohne die Ennergiebilanz der Larven sondern stattdessen die robustere des Erwachsenen Elters zu belasten. Oder es werden die Jungtiere aus ungeschützten Bereichen in die Nähe besser schützender Strukturen gebracht. Zu letzterem passt aber nicht, dass sich das A-Männchen teilweis regelrecht durch das Moospolster grub, um dort Jungfische aufzusammeln, die es dann an anderer Stelle des Polsters wieder entließ.
PS:
Die Vereinzelung könnte natürlich auch statt Folge einer anderen behandlung durch das Männchen von den Eiern in diesem Reifegrad selbst verursacht werden? Sie also selbts verhindern, dass sie aneinander haften bleiben?
Wenn jemand mir Literatur zukommen lassen/verweisen könnte über die Eientwicklung bei Schwimmeiproduzenten oder ganz genial bei M.ocellatus würden ich mich freuen.