Quelle: Pers. Beobachtung bzw. Erfahrung

Beobachtung im Teich

Sonnig, strahlendes SonnenwetterHeiter
TW: 16°C - 16°C
OW: 17°C - 28°C
Siehe Teichprotokoll



Erste beobachtbare Brut für dieses Jahr bei den Rundschwanzmakropoden (Macropodus ocellatus) in Teich 1/2

Wir erinnern uns:
Im letzten Jahr am 27.06.10 konnte ich das erste Ablaichen der Rundschwanzmakropoden im Teich 2 beobachten. Das Brutpaar damals war ein Kupferklanpärchen. Ob damals bereits vorher von mir unerkannt Bruten stattfanden weiß ich natürlich nicht, genauso wenig wie ich weiß, ob dieses Jahr in Teich1/2 von mir unbemerkt schon Bruten durchgeführt wurden.

Aber eines weiß ich:
Exakt ein Jahr nach dieser letztjährigen Brut vom 27.06.10 kann ich heute, am 27.06.11, wie abgesprochen wieder die erste von mir erkennbare Brut in Teich 2 bei den Rundschwanzmakropoden verzeichnen. Während letztes Jahr der 27. jedoch auf ein Wochenende viel und so optimale Beobachtungszeit bot, fällt er dieses Jahr leider auf einen Arbeitstag mit der Folge, dass ich das eigentliche Ablaichen nicht beobachten konnte, sondern erst am Abend das Vollendete feststellte.

Aber spannend waren die darauf folgenden Beobachtungen allemal, denn der Teich1/2 ist
dieses Jahr gut gefüllt mit

  • adulten Rundschwanzmakropoden (letztjährige frühe Jungtiere + letztjährige adulte)
  • adulten aber vor allem diesjährigen jungen Stichlingen(Pungitius pungitius), die ich derzeit auf rund 45 schätze
  • etlichen Grasfröschen und Teichfröschen (Rana kl. esculenta]

    Es ist verglichen mit letztem Jahr also relativ eng in der Teichanlage und hinzukommt, dass in Teich 3 die Rundschwanzmakropoden aus Guangzhou in der Zeit vom 07.05.11 bis zum 07.05.11 sich bei mehreren Bruten beobachten ließen und damit überraschten, dass die Brutweibchen keinerlei Revierverteidigung übernahmen!
    Als unmittelbare Folge dieser nicht vorhandenen Verteidigungsbereitschaft der Männchen sehe ich momentan noch den bisherigen totalen Misserfolg bei der Brut der Guangzhous, denn bisher sind dort in Teich 3 keinerlei Jungmakropoden zu sehen. Warum die Weibchen dort die Reviere nicht verteidigt hatten weiß ich nicht, umso neugieriger und gespannter war ich natürlich die ganze Zeit über, endlich die erste Brut in der Teichanlage Teich1/2 bei den Grau- und Kupferklanern beobachten zu können: Würden dort die Rundschwanzmakropodenweibchen dieses Jahr wieder verteidigen oder nicht?

    Die Beobachtungen von heute

    Um ca. 18:00h habe ich wie üblich die Temperaturen abgelesen: Morgens waren es 16°C/17°C und am Abend 16°C/28°C (Also sage und schreibe 12°C Temperaturunterschied zwischen dem oberflächennahen Wasser und dem in der Tiefe!) .
    Nach dem Temperaturablesen gehe ich dann üblicherweise in den ersten Stock, um mit dem Fernglas 'ne viertel Stunde das Leben im Teich zu beobachten.
    Kaum streife ich die Region des Teiches 2 mit dem Fernglas ab, da, schwupps, spring in einem flachen weiten Sprung ein adultes Rundschwanzmakropodenweibchen in einem flachen aber weiten Sprung hinter der großen Blumentopfhöhle (letztjähriges Brutrevierzentrum) über mehrere Seerosenblätter hinweg in Richtung Kanaleingang. Kaum wieder ins Wasser eingetaucht, schlägt sie einen Haken, biegt scharf nach rechts und verschwindet im Rohrkolbenbereich. Huch, denke ich, was ist denn jetzt los? hat sie mich hier oben entdeckt und so erschrocken? Kaum zu glauben.
    Ich streife weiter mit dem Fernglas und sehe dann auch bald schon den Grund für diesen Fluchtsprung: Hinter de Topf treibt sich hektisch jeden Winkel absuchend ein anderes Rundschwanzmakropodenweibchen herum. Es ist recht schlank, also keinen Laichansatz und normal gefärbt. Es zieht weitschweifig, sehr eilig und unverkennbar suchend im Teich 2 umher und hat auch schon bald wieder jemand aufgetrieben. Diesmal ein Männchen der Rundschwanzmakropoden. Sofort spreizt das Weibchen die Kiemendeckel, bewegt sich S-förmig gekrümmt auf das Männchen zu und saust dann los und ab geht's: Männchen voraus auf der Flucht, Weibchen hinterher, bis sich das Männchen links in der Lavendelecke in ca. 2m Entfernung verkrümelt hat. Und das Weibchen zieht weiter auf der Suche...
    Das kann doch nur eines bedeuten, denke ich:
    Das Weibchen verteidigt sein Männchen mit dem Brutrevier. Es muss also abgelaicht worden sein!
    Nun schaue ich mir den Teich 2 genauer überall an und es fällt mir nun auf, dass der kleine Guppyschwarm, der sonst immer unter den Seerosenblättern rechts vom großen Blumentopf steht heute im Teich 2 am äußersten rechten Rand dicht beim Kanaleingang steht. Jetzt bemerke ich auch, dass in der Gegend des Kanaleinganges mehrere Rundschwanzmakropoden - Männchen wie Weibchen - sich rumtreiben, genauso wie links außen im Bereich der Lavendelecke. Das Zentrum des Teiches 2 aber bis auf das eilige, aggressive Weibchen keine Rundschwanzmakropoden erkennen lässt.
    Das ist ziemlich eindeutig: Es muss sich heute ein Rundschwanzmakropodenpaar das Zentrum des Teiches um die große Blumentopfhöhle herum als Laichrevier etabliert haben und es muss auch bereits mit dem Ablaichen fertig sein, da das Weibchen frei umherschweift! Weil das Weibchen vollständig normal gefärbt ist - keine auch nur schwachen Gelbton - dürfte das Ablaichen schon sehr lange beendet sein. Ich vermute daher, dass es ziemlich früh heute Morgen geschah, also zu einer zeit, wo das Oberflächenwasser noch um die 17°C war.
    Damit ist also eine Unsicherheit aus den Laichbeobachtungen bei den Guangzhous aus dem Weg geräumt: Auch diese Jahr übernehmen die Weibchen in teich1/2 wieder die weiträumige hyperaggressive Revierverteidigung. Damit bin ich soweit schonmal beruhigt und guter Dinge, dass von diesen Bruten Junge hochkommen werden.

    Aber wo ist das Nest mit dem Männchen in dem gut 4m durchmessenden Bereich, den dieses Weibchen durchstreift, um Rabats zu machen?
    Da ich es so nicht finde und auch vor dem Topfhöhleneingang nichts entdecken kann, beobachte ich die Streifzüge des Weibchens. Es sollte mir eigentlich den Nestplatz anzeigen, da dieser einen Bereich mit rund 30cm Radius darstellen dürfte, den das Weibchen nicht betritt, den es aber regelmäßig bei seinen Streifzügen am Rand Besuchen wird (um nach dem Rechten zu schauen?). Also schaue ich dem Weibchen ruhig eine längere Zeit zu und habe auch bald einen Halbkreis mit 30cm Radius ausgemacht, den es nie betritt, den es aber immer mal wieder aufsucht. Er liegt am wiesenseitigen Ufer links vor der großen Topfhöhle unter einer dort wachsenden Sumpfdotterblume. Im Zentrum des Halbkreises (s'ist Ufer, die andere Hälfte ist Land Wink ) befindet sich eine sehr kleine Topfhöhle und direkt daneben ein gelb gewordenes Seerosenblatt.
    Ich lasse dieses Zentrum nicht mehr aus dem Blick und siehe da, nach einiger Zeit erscheint unter dem Seerosenblatt das Männchen, sucht gemütlich wohl ein paar verdriftete Eier beisammen und verschwindet wieder.
    Damit ist alles beisammen: Ein Brutweibchen, welches weiträumig das Revier durchstreift und sichert und ein Männchen, welches so genügend Zeit hat, sich um die Brut und gelegentlich durchbrechende Eindringlinge zu kümmern. Also gute Chancen für hochkommende Junge Macropodus ocellatus!

    Was geschieht weiter? Es wird richtig spannend noch:
    Zuerst einmal: Auch dieses Jahr konzentriert sich alle Verteidigung auf sich oberflächennah bewegende Eindringlinge. Die zahlreichen Jungstichlinge von schon beachtlicher Größe, die sich ab 20cm Wassertief unterhalb des 30cm Kreises bewegen, werden von dem Männchen vollkommen ignoriert und auch das Weibchen lässt diese vollkommen links liegen.

    Links Richtung Lavendel schiebt sich gemütlich ein großes Teichfroschweibchen Richtung Wiesenufer durch's Wasser. Das Weibchen entdeckt den großen Frosch, schließt sich ihm von hinten an und folgt ihm in einem Abstand von 1cm Maulspitze zu Froschhinterteil. Sieht aus, als wolle es jeden Moment hineinbeißen. Tut sie aber nicht. Am Ufer angekommen, setzt sich der Frosch vor den Steinhöhlen ab. Das Weibchen schwimmt ihn von vorne an, Mit dem Maul fast ein Vorderbein berührend und verharrt dort eine längere Weile, den Frosch quasi inspizierend. Frosch rührt sich nicht, sie dreht endlich ab und geht weiter auf Streife.
    In der Folgezeit überfällt sie noch explosionsartig einige andere Rundschwanzmakropoden, die sich in den 2m-Radius-Umkreis um das Nest "verirrt" haben. Irgendwann wird's dann rechts an der Kanaleingangsseite recht lebendig: Zwei Männchen, eines mehr zu den Steinhölen des wiesenseitigen Ufers orientiert eines zur Entgegengesetzten Seite des Rohrkolbens, beginnen intensiver mit den Weibchen am Kanaleingang zu werben. Dabei durchwandern die entsprechenden Pärchen natürlich größere Strecken, wodurch es jetzt zu immer häufigerem Eindringen in das Revier des Topfpaares kommt - so nenne ich ab jetzt in alter Tradition das Brutpaar wieder -.
    Vor allem das wiesenseitige Pärchen dringt dabei relativ oft vom Topfweibchen unbemerkt bis in den 30cm-Bereich des Topfmännchens vor. Was wohl daran liegt, dass das wiesenseitige Pärchen seine Werbungswanderungen (sich gegenseitig anwerbend und nachschwimmend) vorwiegend in der ganz flachen Zone vor den Steinhöhlen durchführt. Dort ist es so flach, dass die beiden große Strecken auf der Seite liegend über und zwischen die Steine rutschend wandern. Dabei kommen sie dann relativ unbemerkt bis zu dem Topfmännchen vor. Erreiche sie dort die Dotterblume entdeckt das Topfmännchen sie, und setzt ihrem Werbungsnachlaufspiel ein jähes Ende.
    Da die Rundschwanzmakropoden am Kanaleingang keine Ruhe geben, kommt es so nun zu recht häufigem Eindringen zum Topfmännchen mit regelmäßigen Vertreibungsaktionen durch das Topfmännchen, die sich Wasseroberflächennah abspielen und so die Wasseroberfläche vor dem Nest regelmäßig aufwellen lassen.

    Das wieder bemerkt das Teichfroschweibchen: Es kriecht nun, sich regelrecht anschleichend, langsam im Wasser am Ufer entlang auf das Nest des Topfmännchens zu. so 20cm vor dem Nest entdeckt den das Topfmännchen den Frosch, schwimmt hin, bleibt vor ihm stehen und schwimmt, als sich der Frosch weiter vorschleicht von unten an den Bauch und beißt hinein. Der Frosch zuckt hoch und zurück, das Rundschwanzmakropodenmännchen widmet sich wieder dem sortieren der Eier im Nest. Der Frosch schleicht nach einer Weile wieder weiter auf das Nest zu. Topfmännchen bemerkt es wieder, als der Frosch fast am Nest ist, kommt wieder herbei und beißt dem Frosch in's rechte Hinterbein. Der Frosch zuckt wieder, aber statt sich zurückzuziehen, schiebt er sich auf den keine Blumentopf und das Seerosenblatt hinauf und ist damit außer Reichweite des Rundschwanzmakropodenmännchens. Dort positioniert sich der Frosch dann vorsichtig mit dem Kopf auf die immer wieder aufwellende Wasseroberfläche vor dem Seerosenblatt, dem Nest. Die aktuelle relative Hektik mit den eindringenden balzenden Macropodus-ocellatus-Pärchen setzt sich fort und damit auch das Aufwellen vor dem Nest durch das verteidigende Topfmännchen und mit einem Mal mach der Frosch eine Satz auf die rangelnden Rundschwanzmakropoden vor dem Nest zu, taucht ins Wasser ein, dreht sich unter Wasser sofort um 180° und folgt dem fliehenden Topfmännchen unter das Nestblatt. Wau...
    Kurz darauf taucht das Topfmännchen von rechts aus der Dotterblume wieder auf und beißt dem Frosch wieder in die Beine, bis dieser sich davor wieder unter dem Nestblatt heraus auf genau dieses Nestblatt hinauf zurückzieht. Dort positioniert er sich wider ganz flach gedrückt Richtung Rangelarena des Topfmännchens, während sich dieses wieder mit dem Aufräumen des Nestes beschäftigt. Das Spiel widerholt sich exakt noch dreimal genau so: Frosch springt vom Nestblatt runter auf das verteidigenden Topfmännchen, macht unter Wasser eine 180° Kehrtwendung dem Männchen unter das Blatt folgend. Männchen wird nicht erwischt, kommt von rechts aus der Dotterblume wieder her, beißt den Frosch wider aus dem Wasser hinaus.
    Es ist ziemlich eindeutig:
    Der See-Teichfrosch hat es ganz gezielt auf den Fisch! abgesehen und jagt diesem tatsächlich unter Wasser bis unter dem Nestblatt nach!

    Nach dem dritten Mal wir mir doch Angst um das Topfmännchen und weil es das erste beobachtbare Brutpaar in Teich 1/2 dieses Jahr ist, möchte ich mir die Beobachtung dieses Brutpaares nicht von dem Frosch verderben lassen, indem er das Topfmännchen verspeist - obwohl es dann interessant wäre, was das Weibchen dann macht -.
    Ich gehe also raus. um das Froschweibchen vom Nest zu vertreiben, was sich als schwieriger herausstellt als ich dachte. Der frosch haut nicht wie sonst bei meinem Erscheinen ab ich muss ihn tatsächlich mit der Hand an der Schnauze schubsen bevor er sich 20cm in den Teich hinein entfernt. Ist mir aber nicht weit genug, also nehme ich einen Stock, um ihn endgültig zu vertreiben. Aber der Frosch will nicht. Ich muss ihn doch tatsächlich erst energischer mit dem Stock gegen das Maul stupsen. Und trotzdem bewegt er sich immer nur so 20cm weiter. Er demonstriert einen hartnäckigen Widerwillen, den Fischansitz zu verlassen. Irgendwann habe ich ihn dann aber doch auf 2m Abstand gebracht und gehen zurück ins Haus auf Beobachtungsposten.
    Das Topfmännchen ist inzwischen dabei, die Eier wieder zusammenzusammeln, die durch das Untertauchen des Nestblattes durch den Frosch in der Umgebung verteilt wurden. Hier zeigt sich besonders gut die wichtige Funktion des großräumig verteidigenden Weibchens: Keines der Eier wurde von anderen Fischen gefressen, das Männchen hatte komfortable Zeit alles wieder zusammenzusammeln, weil das Topfmännchen das Revier weiträumig ruhig hielt.
    Also Nest ist gerettet, alle Eier wieder beisammen und was seh' ich da:
    Von links her kommt vorsichtig und zielstrebig der Frosch zurück, schwimmt zum wiesenseitigen Ufer und schleicht daran entlang zum Nestblatt. Dort entdeckt das Topfmännchen ihn wieder, beißt ihm in die Beine bis er wieder seinen Ansitz oben auf dem Nestblatt eingenommen hat. Zweimal schaue ich noch den exakt gleich verlaufenden Fischfangversuchen des Frosches zu. Das Topfweibchen ist weiterhin auf Streife, das Männchen hat genügend Zeit sowohl mit den gelegentlich eindringenden Rundschwanzmakropoden wie mit den Jagdversuchen des Frosches fertig zu werden und das Nest trotzdem beisammen zu halten.
    Ich gebe auf, und schreibe das Beobachtete auf.

    Morgen werde ich sehen, ob das Männchen noch da ist.
    Und in einigen Tagen werde ich entweder junge Rundschwanzmakropoden in Teich1/2 entdecken können und wissen, sie haben es trotz Frosch geschafft oder ich finde keine und weiß nicht ob sie's geschafft haben...

    Bilder habe ich auch gemacht. Kommen sobald aufbereitet.




  • Die Geschichte der Menschheit ist voll von Beweisen, dass es nicht schwer ist, eine Wahrheit umzubringen. Eine gute Lüge ist unsterblich. {Gottfried August Bürger}